Sonntag, 9. Oktober 2011The Windy City
Nach einer Woche Smalltown America endete das offiziell Konferenzprogramm mit einem Tag in Chicago. Per Zug ging es von Kenosha in die Heimatstadt von Al Capone und endlich wurden wir mal mit strahlendem Sonnenschein begrüßt.
Chicago Skyline mit Sears-Tower Chicago wird nicht umsonst die windy city genannt. Durch die unmittelbare Lage am gigantischen Lake Michigan und die gewaltigen Straßenfluchten zwischen den Skyscrapern in Downtown pfeift es ganz schön und man hat besser eine Jacke mit. Zusammen mit meiner Gruppe konnte ich ein bisschen die Gegend rund um den Loop erkunden, so heißt der Teil der Metro die im Ring durch das Zentrum fährt. Interessanterweise fährt die Bahn hier nicht einfach nur oberirdisch, sondern auch einfach über der Straße, denn beim Bau fehlte schlicht und ergreifend der Platz. Da einige von uns nur knapp 24h in Chicago verbringen würden machten wir uns nach dem Einchecken im sehr zu empfehlenden Hostelling International Hostel auf, die Stadt zu erkunden. Chicago ist keine besonders große Stadt, bzw. die für Touristen relevanten Sights sind sehr schnell zu erreichen und liegen nah beieinander. Natürlich musste man endlich mal wieder das Großstadtgefühl in den USA bekommen. Also Kopf in den Nacken und vom Fuß des Sears-Towers (der mittlerweile übrigens Willis-Tower heißt) einmal bis zur Spitze des höchsten Gebäudes der USA schauen. Den Blick von oben habe ich mir finanziell gespart, schließlich liegt noch das Empire State oder Rockefeller im Big Apple vor mir. Einen Besuch wert ist vor allem der Millenium Park mit seinen verschiedenen Kunstwerken und den vielen Brautpaaren (oftmals inkl. Bridesmaids), die dort hinkommen, um Fotos zu machen. Das Nationalgericht in Chicago ist die Deep Dish Pizza. Lou Malnati pocht darauf, der Erfinder zu sein. Mag sein oder nicht, aber die Pizza ist gut. Den Besuch in Chicago habe ich mit dem Wiedersehen einer meiner Roomates aus D.C. verknüpft. Sie lebt dort mit Mann und bald Kind in einem der netteren Stadtteile (in der gleichen Straße, wie Rahm Emmanuel, dem Bürgermeister von Chicago). Mit ihr zusammen habe ich dann noch bei strahlendem Sonnenschein eine Bootstour auf dem Lake Michigan gemacht und ein paar entspannte Minuten im sehr schönen ‚Perfect Cup’ Café in ihrer Nachbarschaft in Ravenswood. Chicago hat was von New York, nur kleiner und entspannter. Keine hektischen Großstädter oder eine überfüllte Metro zur Rushhour. Al Capone ist schon lange Geschichte, trotzdem ist die berühmt-berüchtigte Southside of Chicago (genau die mit Mack, the Knife) immer noch ein Ort, den man als Tourist oder auch nur Weißer nicht betreten sollte. Alle anderen Stadtteile sind aber doch sehr zu empfehlen. Und ganz im Ernst: was kann einem in Gotham City mit Batmann on watch schon passieren? A visit to the juvenile detention center und andere amerikanische Kuriositäten
Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass mein erster Besuch in einem Gefängnis (freiwillig oder unfreiwillig) in den USA passieren würde. Es begann alles ganz harmlos. Wie erwähnt, gab es rund um die Konferenz ein Rahmenprogramm, welches uns einen Tag nach Racine führte. Eigentlich sollten wir den County Executive (entspricht dem Landrat) treffen, der leider verhindert war und wir so seinen Deputy kennen lernten. Nach ein bisschen allgemeinem Geplänkel, einer kurzen Einführung in die organisatorischen Strukturen, fanden wir uns dann aber kurzerhand im Gefängnis wieder, allerdings als Besucher. Denn wie sich herausstellte, befand sich oberhalb des Arbeitsamtes (schöner amerikanischer Euphemismus: Workforce Development Agency) ein Jungendknast, in dem 10 bis 16 jährige Straftäter unterkommen (ja, 10-jährige; willkommen in den USA). Einer treuen Leserin muss ich ja nicht erzählen, wie es da so aussieht, für mich war es aber doch ganz schön schockierende. Sehr ernüchternd war vor allem die Ernährung, weder gesund noch abwechslungsreich. Ach ja, eine Möglichkeit an die Frischeluft zu kommen gabs auch nicht. Für manche Gefangene heißt das viele Monate ohne Tageslicht.
Lake Michigan - wie am Meer Die Kontraste in dieser Woche hätten nicht krasser ausfallen können. Wir haben einen Tag lang Unterricht besucht, die Klasse unseres Professors, wie auch zwei Sprachkurse. Die Studenten sollten mal eine first-hand experience bekommen, wie die Deutschen so sind. Wir haben dagegen eine first-hand experience bekommen, wie Amerikaner so sind. Eine Klasse erfüllte alle unsere Klischees: furchtbare Freshmen, die keine Ahnung von nichts haben, und uns Fragen stellten wie „Do you have squirrls in Germany?“. Andere Klassen haben mich dagegen beeindruckt. Da wurde über die Rolle des Militärs oder unemployment vs. deficit spending diskutiert. Sonnenaufgang über dem Campus der UW-Parkside UW-Parkside ist keine besonders große Uni. Von den 5000 Studenten wohnt nur eine kleine Zahl auf dem Campus, der Großteil pendelt. Dementsprechend ist auf dem Campus nach 7 Uhr auch kaum noch was los. In der näheren Umgebung ist auch keine Kneipe oder Bar zu erreichen, nicht mal ein liquor store. Und so mussten wir uns die Abende anders vertreiben. Einen Abend verbrachten wir im universitätseigenen Theater bei einer lustigen Show mit Musik von Billy Joel und Elton John. An einem anderen saßen wir im universitätseigenen Kino und schauten uns ‚Out of Degenham’ an. In beiden Fällen waren wir die absoluten Exoten, nämlich Studenten, und zogen den Altersdurchschnitt massiv nach unten. Da machte es auch gar nichts aus, dass wir den Jetlag kaum in den Griff bekamen und spätestens um halb 11 Bettreif waren. Donnerstag, 29. September 2011Watch out: ze Germans are coming!
Anscheinend ist im Blog das Reisefieber ausgebrochen. Erst verlagert der eine Chefblogger seinen Standort für einige Zeit nach London, dann erholen sich beide Chefblogger von ihrem harten Alltagsleben im schönen Schottland und nun habe auch ich meine Koffer gepackt und meinen alten Korrespondenten-Posten auf der anderen Seite des Atlantiks eingenommen, wenn auch nur für 2 Wochen.
Ein Seminar über Amerikanische und Deutsche Politik im Vergleich hat mich hier hergebracht. Unser amerikanische Gastdozent initiierte eine Konferenz zum Thema ‚European Perspectives on American Politics’ an seiner Heimatuni, University of Wisconsin-Parkside. Der catch an der Sache: Die Vorträge auf dieser Konferenz halten die sieben Studenten aus meinem Seminar (incl. me), die auf einem Essay basierend ausgewählt wurden. Ich bedanke mich auch recht herzlich beim deutschen Steuerzahler für die finanzielle Unterstützung. Endlich mal wieder amerikanisches Unileben! Wir sind nämlich netterweise auf dem Campus in Kenosha untergebracht und wohnen im dorm. Ich fühlte mich bei meinem Streifzug durch die Gebäude doch sehr stark an mein Semester an der AU erinnert und fast schon ein kleines bisschen heimelig. Zur Konferenz gehört auch ein Rahmenprogramm. Wir waren schon bei SC Johnson und besuchten deren beeindruckende Gebäude, die von Frank Loyd Wright und Norman Foster designed wurden. Wahre Meilensteine der Architekturgeschichte und zumindest im Verwaltungsgebäude haben wir uns alle kurz in das ‚Mad Men’-Set versetzt gefühlt. Ein Besuch bei Kewpees mit leckerem Cheesburger und bisher nur kurzen Blicken auf den Lake Michigan haben einen ganz netten Eindruck von Wisconsin hinterlassen. Die Gelegenheit, mit Cori Mason einem State Representative in Wisconsine zu sprechen, ergab interessante Einblicke in die Politik dieses so tief gespaltenen Landes auch auf Ebene des Staates Wisconsin. Mittlerweile haben wir unsere Konferenz auch hinter uns und alle sind erleichtert. Nun kann der Urlaub beginnen! Insgesamt bleibe ich gute zwei Wochen und reise ein bisschen durchs Land mit Besuchen bei meinen lieben Roomies aus DC. Für alle Interessierten hier die Strecke: Berlin - Kenosha, WI – Chicago, IL – Harrisburg, PA – New York City, NY – Frankfurt. Montag, 16. Mai 2011Eine letzte Chance für eine gute Frisur
Ein langweiliger Montagabend bei der mentalen Vorbereitung auf die baldige Hochzeit meines Cousins. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, mit meinen Haaren irgendwas anderes anzustellen, außer sie wie immer im Dutt hochzustecken, ereilte mich eine schockierende Nachricht in Form eines Youtube-Werbevideos: Die Welt wird demnächst untergehen! Unglaublich, nicht wahr?
Ich habe mir die Zeit genommen und das ca. 15-minütige Video, dass mit wahnsinnig schlechter Musik unterlegt und aus The Day after Tomorrow/Independence Day/irgendein anderer Weltuntergangsfilm zusammengeschnitten war, für die geneigte Leserschaft anzuschauen und euch eine kurze Analyse dessen zu geben, was da so auf uns zukommt. Aller Anschein nach kündigen 14 Posaunen das Ende der Welt an, von denen uns schon ein paar in Form von Hunger und Tsunamis, allesamt ausgelöst von Meteoriten (vor denen scheinen die Damen und Herren hinter dieser Botschaft sehr große Angst zu haben), begegnet sind. Leider bleibt uns nur noch bis zum 4. Zeichen, um uns für die richtige Seite (tendenziell die der Damen und Herren hinter der Botschaft) zu entscheiden. Und dann wars das! Dann übernimmt leider Satan die Regie auf Erden und es wird alles ganz, ganz furchtbar. Hier ein paar Eindrücke von dem, was uns erwartet: Oh, schon wieder ein Meteorit! Das arme Paris! Wie soll ich mich nur entscheiden? Himmel oder Hölle? Boah, das ist so schwer... Ah mist! Falsch entschieden! So siehts also in der Hölle aus. Wie? Der Papst ist auch ein Zeichen für den Weltuntergang? Ich wusste schon immer, dass etwas nicht mit dem stimmt! Da muss ich mich wohl ein bisschen beeilen. Hm, das sieht ja alles eher mäßig aus. Gut, dass mir das mal jemand gesagt hat. Und nun entschuldigt, aber ich muss noch ein bisschen Haare flechten üben bis zum Weltuntergang Dienstag, 8. Juni 2010Möchte hier noch wer ein Eis?Der aktuelle Film, äh die aktuelle Vorlesung! Wer träumt nicht davon: bequeme Sessel, Großleinwand, Snacks und kalte Getränke, gedimmtes Licht. Klingt perfekt für einen Filmabend! An der Uni Hamburg finden so aber derzeit mehrere Vorlesungen statt. Der sogenannte Philosophenturm wird renoviert und somit sind mehrere große Hörsäle nicht mehr benutzbar. Da die Stadt seit Jahren jedes Bauvorhaben der Uni ablehnt, wird der Raum nun etwas knapp. Die Unileitung kam auf eine interessante und kreative Idee: kurzerhand wurde das Cinemaxx am Dammtor für die sonst im Philo-Turm stattfindenden Vorlesungen angemietet. Passend zum Sommereinbruch fanden nun die Vorlesungen im angenehm klimatisierten Kinosaal statt. Zu Beginn hat sich die Unileitung sogar zu ein paar kleinen Geschenken hinreisen lassen, “[d]amit Sie sich trotz der ungewöhnlichen Umgebung auf die Vorlesung konzentrieren können (...)”, wie der neue Unipräsident Dieter Lenzen per Brief mitteilen lies. Es gab: 1 Clipboard (“als Ersatz für die üblichen Tische”), eine LED-Leselampe zum ans Clipboard Anclippen, einen Kugelschreiber und einen Block, alles mit Unilogo. Danke auch für folgenden Hinweis von Herrn Lenzen: “Bitte benutzen Sie das Clipboard als Schreibunterlage für die Zeit im CinemaxX und denken Sie an Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen, wir haben für jede bzw. jeden nur 1 Clipboard besorgt.” Bisheriges Resümee über die “ungewöhnliche Umgebung”: die Kinosessel sind für ein kleines Nickerchen deutlich bequemer als die Hörsaalstühle und Popcorn schmeckt auch schon um 12 Uhr Mittags. Das übliche Phänomen tritt übrigens auch auf, wenn es keine Werbung und keinen Film gibt: Bevor der Dozent mit Sprechen begonnen hat, war die halbe Tüte schon leer. Roll credits! Sonntag, 18. Januar 2009I am a doughnut!
Was für eine Karriere! Von gebürtiger Provinz-Schwäbin wurde ich vor zwei Jahren zur etwas großstädtischeren Bremerin, dann ein 4-monatiges Intermezzo als Wahl-Washingtonian und nun: Berlinerin!! Okay... Halb-Berlinerin.
Der Grund, warum ich zur (Halb-)Berlinerin wurde ist allerdings sehr banal. Um sein Auto (also nicht meins, sondern das des Herrn Blogger) in den Anwohnerbereichen abstellen zu dürfen, bedarf es einer Anwohnerplakette. Die gibts aber nur, wenn man in Berlin gemeldet ist. Also war ein Gang zum Rathaus Schöneberg notwendig, nur um festzustellen, dass ich zu spät dran war und um halb 6 abends keine Wartemarken mehr ausgegeben werden. Am Samstag starteten wir also einen erneuten Versuch und nachdem wir über eine Stunde gewartet und uns durch die höchst komplizierten Formulare gequält hatten, war das Ziel erreicht. In Bremen war das alles irgendwie einfacher... Und eine Anwohnerplakette habe ich auch noch nicht. Die gibts nämlich nur im Rathaus Schöneberg. Nächste Woche klappt dann auch hoffentlich das. Aber immerhin: jetzt kann ich frei nach John F. Kennedy sagen: Ick bin ein Berliner! Dumm nur, dass ihn sein Stab damals ein bisschen im Stich gelassen hatte. Die direkte Übersetzung entspricht wohl nicht ganz, der eigentlichen Aussage, die Mr. Kennedy hier treffen wollte. Aber dafür gibt es ja gottseidank Eddie Izzard: Freitag, 7. November 2008Meine Nacht mit Barack: Washington DC
UPDATE: Es gibt endlich 2 Videos aus der Wahlnacht online! Einfach auf den link zum ausführlichen Eintrag klicken und schon seht ihr sie.
Welch Spannung lag den ganzen Tag in der Luft. Wie oft habe ich anstatt zu arbeiten, die Seite von CNN aufgerufen und geschaut, ob es Neues gibt. So habe ich den Election Day tagsüber verbracht. Das Thema war überall präsent. Ich kam mir wie ein Verräter vor, als ich mit der Metro nach Hause gefahren bin und keinen „I Voted“-Sticker an der Jacke kleben hatte. Es gab coffee for free bei Starbucks und kostenlos ice-cream bei Ben & Jerry’s für alle, die wählen waren. Die Auszählung selbst habe ich dann im Mary Gradon Center auf dem Campus der American University verfolgt. Das ZDF war ebenfalls zu Gast und übertrug live im Internet und auf dem ZDF Infokanal. Und ab und zu konnte man mich auch durchs Bild laufen sehen. Die Stimmung war super, schon bevor die ersten Ergebnisse bekannt wurden. Im Verlauf des Abends wurde es immer besser. Die ‚Tavern’ war gut gefüllt mit Studenten aus allen möglichen Ländern, hauptsächlich aber natürlich Amerikaner. Bei jeder neuen Projection von CNN wurde der Countdown bis zur Schließung der Wahllokale runtergezählt. Bei der Verkündung des Ergebnisses steigerte sich die Freude. "Meine Nacht mit Barack: Washington DC" vollständig lesen Mittwoch, 5. November 2008Yes, we can!
Er hat es also wirklich geschafft! Barack Obama ist der 44. Präsident der USA. Nach allem, was ich hier vor Ort gehört und auch gesehen habe, blieb doch immer eine letzte Restskepsis. Die ist nun natürlich Vergangenheit. Dieser Abend ist wohl wirklich als historisch zu bezeichnen, auch wenn ich es noch nicht ganz realisiere.
Die Stimmung an der American University war überwältigend. Bilder und Videos aus dem Mary Gradon Center folgen morgen. Teilweise erinnert das hier an die Fußball WM in Deutschland. Autokorsos, Leute mit Plakaten und die überwiegende Mehrheit jubelt “Obama!”. Ein ausführlicher Bericht folgt morgen. Es ist nun halb 3 Uhr morges und ich kann ganz beruhigt schlafen gehen. Gute Nacht USA, gut gemacht! Dienstag, 4. November 2008D-Day
Es ist soweit! November 4th. Dieser Tag wird vielfach als historischer Tag bezeichnet. Die Amerikaner wählen (endlich!) einen neuen Präsidenten. Das eigentliche Rennen ist vermutlich schon gelaufen. In vielen Bundesstaaten konnten die Wähler schon in den letzten Tagen ihre Stimme abgeben und haben diese Möglichkeit auch genutzt. Spannend bleibt es dabei trotzdem, denn so überdeutlich ist Obamas Vorsprung nicht, wie es immer in den europäischen Medien rüberkommt. Die Stimmung hier vor Ort ist doch sehr verschieden.
Falls die verehrte Leserschaft heute nachts nichts anderes zu tun hat (schlafen wird chronisch überbewertet), empfehle ich die live Übertragung des ZDF im Internet. Klaus Kleber ist zu Gast an der American University, meiner Uni und wir werden dabei sein. Hier noch der zum Tag passende Song: Norah Jones, My dear country (den interessanten Text findet ihr zum Beispiel hier) Sonntag, 2. November 2008All Hallows Eve
... ist wohl besser bekannt als Halloween. Am 31. Oktober war es mal wieder Zeit für Geister, Gespenster und Tote. In den USA wird dieses Fest fast schon wie Weihnachten zelebriert. Wochenlang ist die wichtigste Frage, welches Kostüm man trägt und auf welche Party man geht. Die größte Party in DC findet auf der M Street statt und nennt sich passend „Nightmare on M Street“. Die Party erstreckt sich von Georgetown über Dupont Circle bis nach China Town, die gesamte M Street eben.
Das beliebteste Kostüm in diesem Jahr war wohl mit Abstand Sarah Palin. Egal wo man hin kam, Sarah Palin war in mindestens 5facher Ausführung da. Das nenne ich eine gespaltene Persönlichkeit. Abgesehen davon gab es eine unglaubliche Vielfalt an Verkleidungen. Ganz klassisch waren natürlich Vampire, Gespenster, Leute mit Messern im Kopf unterwegs, aber auch Chiquita Bananen, Tinkerbell, Tigger, Computertasten, Engel und sonstige Kreaturen. Nun wollt ihr sicher wissen, als was ich gegangen bin. Ganz einfach: cute German girl. Ich HASSE Halloween. Das liegt wohl an meiner Vergangenheit als gebürtige Schwäbin. 15 Jahre lang waren 2 bis 3 Monate im Jahr für Fasching reserviert. Verkleiden, Parties, lustig sein. Mein Gott, wie sehr habe ich es gehasst. Meine Lust, mich zu verkleiden und kreative Kostüme zu finden ist mir ein für alle mal vergangen. Und so habe ich Halloween ganz unspektakulär in einem Kino in Chinatown verbracht. Allerdings war die Metro-Fahrt sehr amüsant. All die Kreaturen und Verkleidungen anzuschauen ist ganz nett (wobei ich mich öfter mal gefragt habe, ob sich die Amerikanerinnen nicht ihren Allerwertesten in diesen knappen Kostümchen abfrieren). Gesehen habe ich im Übrigen „Changeling“, den neue Film mit Angelina Jolie. Sobald er in Deutschland anläuft, empfehle ich, ihn unbedingt zu sehen. Er zeigt, dass die Realität oft weitaus grausamer und brutaler sein kann, als das gruseligste Halloween Kostüm. Dienstag, 28. Oktober 2008Wir haben doch keine Zeit!
Europa hat’s schon hinter sich, in den USA kommt’s noch: die ewige Fragerei, von wegen „Stelle ich die Uhr jetzt eine Stunde vor oder zurück?“. Während sich die Europäer bereits von der Sommerzeit verabschiedet haben, steht es mir hier in DC noch am nächsten Wochenende bevor.
Diese im wahrsten Sinne des Wortes Zeitverschiebung ist neu. Bis vor zwei Jahren haben Europa und die USA zur selben Zeit auf Sommer- bzw. Winterzeit umgestellt. 2005 wurde das aber geändert und seit 2007 herrschen neue Regeln in den USA. Dank dem Energy Policy Act of 2005 gibt es jetzt 4 Wochen länger Sommerzeit als noch 2006, vom 2. Sonntag im März bis zum 1. Sonntag im November. Die Verlängerung im November hat einen triftigen Grund: die Kinder sollen ihre “Trick or Treat”-Streifzüge (kann man im Übrigen auch bei allen Botschaften in DC machen!) noch bei etwas Tageslicht zu machen können. Ich würde sagen, das ist ein durchaus ernst zu nehmender Grund. Schließlich gibt es auch so was wie einen Halloween Safety Act von 2004, dem Vorläufer und eigentlichen Begründer der Ausweitung der Sommerzeit im November. Einen Vorteil hat das ganze auch. Auf einmal sind die USA nur noch 5 Stunden hinter Deutschland her, was die Kommunikation ein bisschen erleichtert. Allerdings ja nur für eine Woche. Und das Problem an der Sache ist, dass mein Laptop auf Deutschland-Zeit läuft und ich automatisch immer 6 Stunden abziehe. Jetzt bin ich eben für eine Woche etwas verwirrt, was Zeitangaben betrifft. Sollte ich irgendwen in Skype verpassen, es ist nicht persönlich gemeint. Ab Sonntag geht wieder alles seinen geregelten Gang. Mittwoch, 22. Oktober 2008Lame Duck Production Proudly Presents: W.
In genau zwei Wochen werde ich um diese Uhrzeit mit vielen anderen Studenten in der Cafeteria des Tenley Campus sitzen und auf die Ergebnisse der Auszählungen an der Ostküste warten (die Westküste schließt da gerade mal die Wahllokale. Danke an die Zeitverschiebung, wenn’s schlecht läuft muss ich noch bis in die frühen Morgenstunden aufbleiben, um zumindest die exitpolls aus California zu sehen). Dann ist es aber endlich so weit: die USA hat sich für einen neuen Präsidenten entschieden.
Wird so langsam auch mal Zeit, mag man denken. Und um ehrlich zu sein: meiner Meinung nach ist es allerhöchste Zeit. Mr. Bush kann so langsam anfangen seine Koffer zu packen. So viel Zeit ist nicht mehr, bis der neue Präsident vereidigt wird und Bush aus dem (in Wirklichkeit ziemlich kleinen) White House ausziehen muss. Es wird höchste Zeit, scheint sich auch Oliver Stone gedacht zu haben. Er hat Bush die Ehre zu Teil kommen lassen, als erster US-Präsident noch während seiner Amtszeit ein Biopic (eine Filmbiografie) zu bekommen. Ob er sich darüber überhaupt gefreut hat sei mal dahin gestellt. Letzte Woche lief der Film mit dem schlichten Title „W.“ in den US-Kinos an. Aber was ist er nun? Satire, Tragödie, Melodrama, Komödie? Von allem etwas. Er ist beißend satirisch, wenn Bush und seine Crew nach einem guten Namen für die rouge states Nord Korea, Iran und Syrien suchen („Axis of evil“ macht letztendlich das Rennen). Er ist unglaublich tragisch, wenn man mit ansieht, wie die Entscheidung für einen Krieg im Irak gefällt wird. Er ist melodramatisch (und auch ziemlich übertrieben), wenn Bush sich als wiedergeborener Christ entdeckt, dem Gott den Auftrag gegeben hat, Präsident zu werden. Das komödiantische Talent wird unter Beweis gestellt, wenn sich Bush mit seinem Beraterstab auf der Familienranch in Texas verirrt und in sengender Hitze durch die Gegend stapft. Der Film ist keine Wiedergabe der Amtszeit des Präsidenten Bush. Er zeichnet den Weg von Bush, dem Fratboy, dem Säufer, dem Loser nach, der eher zufällig ins Weiße Haus kommt. Und damit lässt er die Dinge, die mich mehr interessieren, fast ganz aus oder berührt sie nur kurz.: die eigentliche Wahl 2000, die Wiederwahl 2004 und die nun anstehende Wahl 2008. So wird die Präsidentschaft nur auf das Thema Irakkrieg reduziert. In den Vordergrund tritt dafür der Daddy-Komplex, Bush sen. vs. Bush jr., der 41. gegen den 43. Präsidenten. Ziemlich ausführlich und vielleicht auch nicht ganz der Realität entsprechend wird die Beziehung von W. zu seinem Vater als ein ständiger Kampf um Anerkennung dargestellt. Interessant ist der Film, wenn auch nicht ganz der Realität entsprechend. Es ist Fiktion, die auf realen Charakteren basiert. So sieht es zumindest die New York Times. Warum aber braucht man überhaupt einen Film über George W. Bush? Gute Frage! Vielleicht kann er als eine Art Spiegel dienen und den Amerikanern zeigen, wen sie zu ihrem Präsidenten gewählt haben (bei der Wiederwahl 2004 war die Mehrheit doch deutlich), damit sie dieses Mal besser über ihre Entscheidungen nachzudenken. Für uns Europäer ist er einfach eine nette Unterhaltung, mit all den schönen Slapstickeinlagen, die uns das Weiße Haus in den letzten 8 Jahren so geliefert hat: vom „Pretzel-incident“ bis zu „Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame .... ähhhh”. Bald ist es damit vorbei und das ist auch gut so.
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