Sonntag, 19. Oktober 2008Wortgefechte Part 4
Die dritte und letzte Debatte fand vergangene Woche statt. Gott sei dank!!!! Ganz im Ernst: So langsam kann ich’s nicht mehr hören. Wie gut, dass in 2 Wochen und 2 Tagen (DC-Zeit) endlich Election Day ist.
Die finale Debatte zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten John McCain und Barack Obama folgte neuen Regeln. Die Kandidaten konnten dieses Mal direkt mit einander debattieren und dadurch kam zwar etwas mehr Leben in das Ganze, am Inhalt ändert das allerdings nicht viel. Es scheint in diesem Wahlkampf einfach keine anderen Themen außer der Finanzkrise und Steuern zu geben. Okay, vielleicht noch Healthcare, aber das wars dann auch. Nachdem ich wirklich jede Debatte ausführlich gesehen und viele Analysen dazu gelesen habe, kenne ich die Standpunkte der Kandidaten zu diesen Themen wirklich zu genüge. Wie bereits bei der letzten Debatte bin ich unglaublich gelangweilt von dem ewigen „Ich werde die Steuern senken und der andere die Steuern erhöhen.“ Und es sind auch einfach keine shocking news, wenn McCain zum dritten Mal erzählt, dass Obama einen Beamer für ein Planetarium irgendwo in Illinois ins Federal Budget eingebracht hat. Interessiert das die Amerikaner wirklich? Meiner Erfahrung nach interessiert es nur diejenigen, die sich längst entschieden haben. Denjenigen, die immer noch nicht wissen, wen sie in zwei Wochen wählen, gehen diese Sandkastenstreiterein genau wie mir eher auf die Nerven. Es sind andere Themen, die die Amerikaner bewegen. Bildung zum Beispiel. Interessant fand ich, dass John McCain zum ersten mal überhaupt das Wort Education erwähnt, als er von Moderator Bob Schaefer direkt danach gefragt wurde (wohlgemerkt das bezieht sich auf alle 3 Debatten). Obama dagegen hat in jeder Debatte von Bildung gesprochen, dass sie bezahlbar gemacht werden müsse und vor allem verbessert. Das sind Themen, bei denen ich hellhörig werde und aufhöre, im Internet zu surfen und wirklich die Debatte verfolge. Aus diesen Blickwinkel ist lediglich die letzte halbe Stunde der gesamten Debatte interessant. Der Wahlkampf an sich ist auch zur Abwechslung mal Thema und natürlich kochen da die Emotionen hoch. Die wohl wichtigste Frage des gesamten Abends allerdings ist eine ganz andere: „Who the hell is Joe, the Plumber?“ Ich habe mir über eine Stunde lang genau diese Frage gestellt. Blöd, wenn man die ersten 10 Minuten verpasst hat, in denen das erklärt wurde. Aber unser guter Freund John McCain ist so nett und erklärt es uns noch mal: (nur ungefähr die ersten ein ein halb Minuten sind interessant) (Ach ja, der Klempner heißt Joe WurzelBACHER und nicht Wurzelberger, John!) Wie es scheint bin ich aber nicht die einzige, die sich diese Frage gestellt hat. Gott sei dank hat sich meine bevorzugte Nachrichtenquelle ebenfalls damit auseinander gesetzt. Und noch viel besser: sie bietet mir schonungslosen Enthüllungsjournalismus! Damit ist der Mythos von Joe, the Plumber wohl gestorben. Tja, ab und zu sollte man nachdenken und vielleicht auch nachrechnen bevor man sich ins politische Getümmel wirft. Was bleibt mir zu diesen Debatten zu sagen? Nicht viel, vermutlich. Es wird Zeit, dass gewählt wird. Erstens, um diesen Wahlkampf zu beenden und zweitens, damit ich das Weiße Haus endlich wieder ernst nehmen kann. Was mich zu so einer Skepsis zum derzeitigen Bewohner treibt? Kleiner Tipp: W. Dienstag, 14. Oktober 2008Wortgefechte Part 2 und 3
Ja, ich weiß, ich hänge etwas hinterher. Die Debatte der Vizekandidaten ist schon ein einhalb Wochen her und auch die zweite Obama – McCain-Debatte fand schon vor einer gefühlte Ewigkeit statt. Die Schuld ist bei meinem Professor (dem friendly frustrated Latin-American Dictator, wie er sich selbst nennt) zu suchen. Am Mittwoch hatte ich das erste Midtermexam zu überstehen und da musste der Präsidentschaftswahlkampf hinter Models of Decision-making und Schools of Thought in der Amerikanischen Außenpolitik anstehen. Das erste Wochenende in vorübergehender „Freiheit“ habe ich dann auch genutzt, um mit den wichtigen politischen Ereignissen aufzuholen. Gesagt, getan!
Fangen wir vorne an, bei Biden versus Palin, ein mit großer Spannung erwartetes Duell. Von Palin wurden gröbere Patzer in Sachen Außenpolitik (aber das kennen wir ja schon) erwartet, Biden wurde davor gewarnt zu geschwätzig und zu herablassend zu wirken. Von Anfang an war die Differenz zwischen den beiden Kandidaten erkennbar. Ich würde sie mal als „das Schulmädchen und den Staatsmann“ bezeichnen. Allein schon das erste Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten machte das deutlich. Ich habe mal wieder gelacht, als Sarah Palins erste Frage an Senator Biden „Hey, can I call you Joe?“ war. Bidens Antwort ist leider in den TV-Aufnahmen nicht zu verstehen und auch das Transcript gibt keinen Aufschluss. Ein weiteres mal war ich von Frau Palins großartigem argumentativem und logischem Talent erstaunt als es um Bildung ging: (zu Biden) „I know education you are passionate about with your wife being a teacher for 30 years, and god bless her. Her reward will be in heaven, right?“ Klar, in den USA lässt sich ja alles mit Glauben bezahlen. Die Debatte sonst war ganz interessant. Vor allem das Thema Außenpolitik war natürlich aus meiner Sicht spannend. Ich muss offen zugeben: Sarah Palin hat sich ganz gut geschlagen; besser als ich erwartet habe. Schade! Ich hatte mich so auf Ausrutscher gefreut. Trotzdem war es ein meilenweiter Unterschied zwischen der Governor aus Alaska und dem Senator aus Delaware. Deutlich wurde dies, wenn es um das Voting Record ging. Palin pries immer wieder die Abstimmungen McCains an, dass er gegen Steuererhöhungen und für eine Erhöhung der Truppenfinanzierung gestimmt habe. Peinlich und auch irgendwie lustig wird’s dann, wenn Biden darauf antwortet. Im Gegensatz zu Palin war er nämlich vor Ort im Senat und kann erklären worum es wirklich in den Bills ging und korrigiert auch ab und zu Palins Aussagen. Auch hier zeigt sich mal wieder: die eine redet über Politik, der andere macht schon seit einer Weile Politik. Das Schulmädchen und der Staatsmann eben. Das zweite Aufeinandertreffen zwischen Obama und McCain fand wenige Tagen nach der Vizepräsidentendebatte statt. Dieses Mal galten andere Regeln. Das Publikum stellte die Fragen und alle Bürger hatten die Möglichkeit, per email ihre Fragen einzusenden. Die Auswahl traf der großartige Moderator Tom Brokaw von NBC News. Von den beiden Kandidaten war ich allerdings eher enttäuscht. Diese Form der Debatte ist großartig, um bei den Wählern als offen, unkompliziert und bürgernah zu punkten. Aber wirklich genutzt hat weder Obama, noch McCain diese Chance. Wenn Bürger eine Frage stellen, dann sollte man sie auch beantworten und das nicht als Einladung nutzen, um über sein Voting Record und seine großartigen Pläne, die man für die Präsidentschaft hat, zu philosophieren. (Geht mir bei vielen meiner Guest Speaker genauso! Beantwortet doch einfach mal meine Frage, so schwer kann das doch nicht sein!) Was die Kandidaten zu sagen haben, ändert sich wohl kaum bis zur Wahl. Um so langweiliger wird es, wenn man zum fünften Mal McCains Vorwurf hört, dass sich Obama ohne Vorbedingungen mit Irans Präsidenten Ahamadineschad zu Gesprächen treffen würde und man zum fünften Mal die selbe Antwort von Obama hört. Also war auch dieses Duell wenig spektakulär. Einen kleinen Aussetzer gönnte sich McCain aber dann doch: By the way, my friends, I know you grow a little weary with this back-and-forth. It was an energy bill on the floor of the Senate loaded down with goodies, billions for the oil companies, and it was sponsored by Bush and Cheney. (Wer möchte kann sich das auch gerne in Bild und Ton anschauen) Es gibt sicher irgendwo ganz genaue Zahlen darüber, ob diese überhaus herablassende Antwort geschadet hat. Ich bin mir allerdings auch ohne ziemlich sicher, dass sie nicht zu seinem Vorteil ausgelegt wird. (Wie ich heute glesen habe, wir dieser Fingerzeig von den Kritikern als Verletzung der politischen Höflichkeit gewertet.) Politik hin, kritische und kontroverse Debatte her. Das Ende dieses Aufeinandertreffens zeigte dann allerdings auch, worum es in diesem Wahlkampf wirklich geht: die perfekte mediale Inszenierung. Und dabei stehen einem die Kandidaten auch ab und zu im Weg... Mittwoch, 1. Oktober 2008Man muss die Feste feiern wie sie fallen
Die USA sind dafür bekannt, in Sachen religiöser Freiheit überaus tolerant und rücksichtsvoll zu sein. Welch Konflikte dadurch entstehen können, demonstriert der Streit um die Weihnachtskarten des Weißen Hauses vor drei Jahren.
Was aber Feiertage angeht sind sich alle einig: gefeiert wird, egal welche Religion. Das gehört auch zu den Codes of Conduct meiner Universität. Jeder Student hat das Recht, Feiertage seiner Religion frei zu nehmen. Wie ich ausgerechnet heute darauf komme? Für alle, die es nicht wissen: heute ist Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest (also heute meiner Zeit, sprich Dienstag, nicht Mittwoch, also gestern für Deutschland. Ach, ihr wisst schon, was ich meine. Dumme Zeitverschiebung!). Deswegen hat meine Roommate heute morgen auch noch geschlafen, als ich mich auf den Weg zur Arbeit gemacht habe. Ihr Professor ist Jude und hat deswegen heute frei, somit auch seine ganze Klasse. Meine andere Roommate sieht das ganz praktisch. Man könnte doch je nach Belieben die Religion wechseln und somit alle Feiertage mitnehmen. Da sie zu keiner hier anerkannten Religion gehört (sie stammt aus Afrika), hat sie beschlossen, mal jüdisch, mal christlich, mal muslimisch und wenn’s ihr passt auch hinduistisch zu sein. Fest eingeplant ist zumindest schon mal Simchat Torah. Vielleicht sollte ich mir ein gutes Beispiel an ihr nehmen. Wozu bin ich eigentlich gläubige Katholikin und darf mir deswegen die dümmsten Sprüche anhören? Hier könnte ich das mal zu meinem Vorteil nutzen. Der Umzug nach Bremen hat mich ja schon um genug Feiertage gebracht. Zu dumm nur, dass die einzigen Feiertage, die für mich in Frage kommen (Allerheiligen und Allerseelen), auf einen Samstag und Sonntag fallen. Herrgott! Sonntag, 28. September 2008Wortgefechte Part 1
Alle vier Jahre trifft sich die amerikanische Fernsehnation einige Wochen vor der Präsidentschaftswahl und verfolgt die Presidential Debates. Gestern Abend war es soweit, die erste der drei Debatten zwischen John McCain und Barack Obama fand in Mississippi statt. Die Debatte verfolge ich zusammen mit ungefähr 40 anderen Studenten in der Cafeteria des Tenley Campus.
Die Regeln für die Debatte sind relativ streng. Die Themen werden vom Moderator Jim Lehrer vorgegeben und die Kandidaten haben strikte Zeitvorgaben für ihre Antworten. Das Publikum ist zum Stillschweigen verpflichtet. Natürlich beginnt die Debatte mit dem Thema, dass die USA momentan am meisten bewegt, die Finanzkrise. Das eigentliche Thema des Abends ist Außenpolitik. Es dauert lange bis der Moderator den Bogen dorthin schlägt. Generell scheint es Jim Lehrer etwas an Durchsetzungsvermögen zu fehlen. Obama und McCain schaffen es immer noch eine letzte Antwort zu geben. Sehr lustig fand ich besonders den Versuch (der kläglich scheiterte), eine direkte Debatte zwischen den beiden Kontrahenten zu entfachen. Wie habe ich hierüber gelacht: OBAMA: you know, 10 days ago, John said that the fundamentals of the economy are sound. Die Debatte selbst war allerdings wenig spektakulär. Während sich Obama hauptsächlich auf seine Kompetenz in den Sachthemen verlies, konterte McCain mit seinem Voting Record, das er nach mehreren Jahren im Senat vorzuweisen hat. Also alles wie erwartet. Ich hoffe, die nächste Debatte wird spannender und es geht auch ein klarer Sieger hervor. Zum Aufwärmen war das ganz nett, aber eine Steigerung wäre noch besser. Ach ja und in der Zwischenzeit amüsiere ich mich mal wieder über Frau Palin und ihre riesige Kompetenz in Sachen Außenpolitik... Mittwoch, 24. September 2008Go Nats, Go!
Was ein echter Amerikaner ist, der ist ein begeisterter Sportler. Zumindest ein begeisterter Zuschauer bei sportlichen Tätigkeiten. Großer Beliebtheit erfreuen sich hier Baseball, Football und Basketball und natürlich hat DC auch für jede Sportart ein Team in den obersten Liegen des Landes. Ein Baseballspiel der Washington Nationals war also Pflichtprogramm.
Das Stadion der Nats liegt im Süden der Stadt, direkt am Anacostia River und am Navy Yard. Die Karten sind für Studenten recht erschwinglich. Die billigsten Plätze hoch oben in den Rängen des Stadions kosten gerade mal $5. Da bei einem Baseballspiel eh nicht so viel passiert, macht es auch überhaupt nichts aus, dass man nicht so nah dran ist. Viel wichtiger als das Spiel ist sowieso das drum herum. Eigentlich ist es mehr ein Familienereignis, bei dem es darum geht Zeit mit Freunden zu verbringen und sich ordentlich den Bauch mit jeder Menge ungesundem Essen voll zuschlagen. Das haben wir natürlich auch gleich mal getan. Chicken Tenders mit Fries und eine Cola (Ich will gar nicht wissen, wie viel Fett und Kalorien da drin waren). Das wunderbare Essen im Stadion. Fettig, teuer, aber gut. Die Zeremonien rund um das Spiel sind wohl lange Traditionen. Wir erreichen das Stadion gerade rechtzeitig zum Absingen der National Antheme. Vor jedem sportlichen Ereignis (sogar in den College- oder High School Liegen) wird die Nationalhymne von einem/r ausgewählten Sänger/in gesungen und die Flagge präsentiert. Während den Spielpausen werden dann auch Soldaten, die aus dem Irak zurückgekehrt sind begrüßt. Das ist etwas surreal, denn zwischen all der guten Laune im Stadion wirkt das Thema Irakkrieg wie ein Fremdkörper. Aber es scheint wohl mittlerweile zum amerikanischen Alltag zu gehören. Was gibt es zum Spiel selbst zu sagen? Wohl nicht viel, zumal ich keine Ahnung von den Regeln habe. Sie sind auch ziemlich kompliziert und deswegen überlasse ich die Erklärung den Freunden von Wikipedia. Prinzipiell ist Baseball aber wie Brennball. Die Nats sind an diesem Tag ganz gut in Form. Bringt leider nicht allzu viel, denn ein Baseballspiel geht über mehrere Tage und die New York Mets sind schließlich eines der besten Teams der Liga. Nach 4 Tagen erfahre ich dann endlich, dass die Nats am Ende doch verloren haben. Schade! Das Stadion der Washington Nationals am Anacostia River Freitag, 19. September 2008"The Wings are not on fire"
In genau drei Monaten und wenigen Stunden werde ich den Rückweg nach Deutschland antreten. Ich hoffe nur, dass mir auf dem Flug von New York’s JFK nach Frankfurt diese beiden Spaßvögel nicht begegnen...
Samstag, 13. September 2008Good „Old Europe“
Seit nun genau 4 Wochen bin ich in den USA. Da ist das erste Heimweh zwar überwunden, aber so ein stetiges, nagendes Gefühl, dass man Deutschland vermisst, bleibt. Höchste Zeit also eines der besten Restaurants DCs zu besuchen: das Old Europe.
Seit nun 50 Jahren gibt es das Old Europe schon in Amerikas Hauptstadt. Es behauptet von sich, authentisch deutsche Küche zu haben. Der Blick auf das Menü im Internet ist vielversprechend: Schnitzel, Bratwurst, Wurstsalat, Schwarzwälder Kirschtorte, Apfelstrudel. Das klingt für mich momentan wie der Himmel auf Erden. Keine Pizza oder Burger, keine Fries und erst recht kein Budwiser (vermutlich auch noch light!). Die Vorfreude steht allen ins Gesicht geschrieben, als ich mich am Freitag Abend mit 6 anderen Deutschen, sowie einer Französin und 3 Amerikanern auf nach Georgetown mache. Im Restaurant werde wir gleich mal einem „Guten Abend“ begrüßt. Das Ambiente ist rustikal-gemütlich. Lauter Ölgemälde hängen an der Wand, die Wappen vieler europäischer Länder, sowie die Wappen einiger deutscher Städte (darunter auch, sehr zu meiner Freude, Bremen!) verzieren die Wände und die Decke. Die üblichen Geweihe und die Kuckucksuhr hatten wir ja schon erwartet. Die Auswahl des Essens fällt schwer. Wiener Schnitzel oder Sauerbraten? Letztendlich entscheide ich mich für ein Jägerschnitzel mit Spätzle. Das Essen ist einfach super! Bei den Spätzle gibt es einen leichten Abzug in der B-Note, sind es doch bayrische Spätzle. Nicht, dass irgendwer außer einem Schwaben diesen Unterschied zu schätzen weiß. Aber dafür, dass ich Tausende von Meilen weg von Deutschland bin, ist es einfach fantastisch. Der Apfelstrudel zum Nachtisch ist die absolute Krönung. Auch die Herren der Schöpfung sind begeistert. Endlich gibt es mal wieder ein richtiges Weizen im stilechten Glas, ein Bitburger oder ein dunkles Köstritzer. Sonst hat man eher die Auswahl zwischen Bud, Bud light und Heineken. Da ist das doch eine wirkliche Abwechslung. Es sind noch gut drei Monate, bis ich wieder nach Good old Germany komme. Das Old Europe werden wir bis dahin wohl noch das ein oder andere mal besuchen. Samstag, 6. September 2008What really matters in politics...
Manchmal sind es die wirklich unwichtigen und nebensächlichen Dinge, die einem bei großen politischen Ereignissen im Kopf bleiben.
Wie zum Beispiel Piper Palin, jüngste Tochter der Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin Sahrah Palin, während der Rede ihrer Mutter auf der National Convention der Republikaner vor zwei Tagen. Einen herrlichen Kommentar von CNN gibt es auch dazu: Ein ausführlicher Kommentar zu den beiden Parteitagen folgt. Sonntag, 31. August 2008Metro-Stories
Während die beiden Herrn Blogger sich die nächsten Tage im Urlaub befinden (Nein, das klingt jetzt nicht nach Neid!), hat bei mir in Washington die Uni schon wieder angefangen und nächste Woche geht auch das Praktikum los.
Da mein Praktikumsbüro am Dupont Circle ist und ich mit meiner Klasse verschiedenste Gastredner in ganz Washington höre, bin ich eigentlich immer unterwegs. Das Hauptfortbewegungsmittel in der amerikanischen Hauptstadt ist die Metro. Man kann gar nicht glauben, wie antiquiert das U-Bahn-System hier ist. Es gibt insgesamt nur 5 Linien durch die ganze Stadt und manche Stadtteile, wie zum Beispiel Georgetown, werden von der Metro gar nicht erreicht. Ebenso gibt es keine Studententickets, Wochenkarten oder sonstige Vergünstigungen. Die größte Revolution ist die SmartripCard, mit der man sich das lästige Zahlen mit Kleingeld spart. In den Bahnen selbst herrschen strenge Regeln. Essen und Trinken ist in der Metro gesetzlich verboten, ebenso laut Musik hören oder Müll zu hinterlassen. Die Haltestellen werden noch persönlich vom Fahrer durchgesagt. Pech nur, dass man die meistens schlecht versteht. Am interessantesten in der Metro sind jedoch die mitfahrenden Menschen. Zum Beispiel der kleine Junge, den ich gestern auf meinem Weg nach Eastern Market in der Bahn gesehen habe. Ein kleiner, dicker, amerikanischer Junge saß in der Bankreihe neben mir. Die Fahrt vertrieb er sich damit, ein Buch zu lesen. Prinzipiell ist das ja gar nicht verwerflich. Wenn es jedoch ein Buch über Waffen ist und er sich mit Begeisterung gerade Maschienengewehre anschaut, dann beschleicht mich doch das ein oder andere Angstgefühl. Wirklich seltsam fand ich dann auch seine Selbstgespräche. Aber was mir richtig Angst macht ist, dass genau der selbe Junge mit genau dem selben Buch heute am Arlington Cemetery wieder in die Bahn eingestiegen ist, als ich auf dem Weg nach Pentagon City war. So klein kann diese Stadt gar nicht sein! Vielleicht sollte ich in Zukunft einfach laufen, die Metro ist eh viel zu teuer. Donnerstag, 28. August 2008Dress for Success
Die weibliche Leserschaft wird dieses Problem kennen: morgens steht man ewig lang vor seinem Kleiderschrank und fragt sich was zum Teufel man heute wieder anziehen soll. Während meiner Zeit in Bremen lies sich diese Frage recht schnell beantworten: Jeans, T-shirt oder Pulli, flache oder hohe Schuhe, alles je nach Lust, Laune und Verfügbarkeit im Schrank.
In Washington sieht das Ganze aber etwas anders aus. Diese Stadt wird von Dress Codes regiert. Es wird unterschieden zwischen Casual, Business casual und Business formal. Zusammen mit meinem Stundenplan habe ich auch die Kleiderregeln bekommen. Meine lecture heute Mittag darf ich in Casual absolvieren, auf dem Empfang bei einem amerikanischen Botschafter nächste Woche sollten wir bitte in Business formal erscheinen. Für Männer ist es relativ einfach. Business casual bedeutet ein Hemd ohne Krawatte, Business formal dann bitte mit Krawatte und eventuell auch Jackett. Für die Dame von Welt dagegen ist das Alles etwas komplexer. Rock ist nicht gleich Rock. Sie sollten am Besten schwarz und nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang sein. Natürlich sind Hosen auch möglich. Dazu eine Bluse oder ein anderes schlichtes, schickes Oberteil. Schuhe sollten prinzipiell etwas Absatz haben, aber auch nicht zu viel, man geht schließlich nicht in einen Club. Am Besten hat man noch den ein oder anderen Hosenanzug dabei. Wenn man sich dann im Business-Outfit auf nach Downtown macht, dann fällt man nicht mal großartig auf. Alle sind hier diesen Kleiderregeln unterworfen. Ein komisches Gefühl ist es trotzdem, wenn man morgens durch die Residence Hall (mein Studentenwohnheim) läuft und einem die fellow students in Anzug und Kleidchen entgegenkommen. Man kommt sich eher vor, als wäre man in einem englischen Eliteinternat gelandet, als an einer amerikanischen Uni. Da ich nun fast jeden Tag zumindest in Business Casual erscheinen muss, sind die Kleidungsstücke, die ich aus Deutschland mitgebracht habe nicht wirklich ausreichend. Aber Gott sei dank ist der Dollar schwach, meine Kreditkarte mit einem hohen Kreditrahmen ausgestattet und die ein oder andere Mall in DC kenne ich auch schon. Montag, 25. August 2008Keeping the faith – Glauben ist alles?
Wer dachte, das Christival in Bremen sei eine höchst suspekte Veranstaltung gewesen, der kennt The Call nicht. An meinem ersten richtigen Abend in Washington D.C. wurde ich gleich mal mit einer Seite der USA konfrontiert, die den meisten Europäer wohl äußerst fremd sein dürfte.
Bei The Call handelt es sich um ein konservativ christliches Event, dass das erste mal vor 11 Jahren in Washington D.C. stattfand. Dabei wird 12 Stunden lang gebetet, gepredigt und gesungen. 12 Stunden!! Man hörte es dem Hauptprediger auch deutlich an, dass er bereits hunderte Male zum Gebet aufgerufen haben muss. In Mitten dieser riesigen Menge, die sich auf der Mall (dem riesigen Platz vor dem US-Capitol) versammelt hatte, standen wir vier Deutschen. Man kommt sich vor wie ein Spion, der seine Sache äußerst schlecht macht, wenn alle anderen um einen herum die Hände zum Himmel recken und nach Jesus rufen, während man selbst mit verschränkten Armen und kritischem Blick zusieht. Vertreten sind dort allerdings nicht die üblichen Verdächtigen. Das Alter und die Herkunft der Teilnehmer ist so unglaublich verschieden. Auf der einen Seite singen und tanzen Mädchen in meinem Alter, auf der anderen Seite knien 40- jährige Männer betend auf dem Boden. Alles ist unwirklich friedlich. Auf Aufforderung des Predigers auf der Bühne, nehmen sich alle an den Händen oder umarmen sich. Die typischen Themen durften bei dieser Veranstaltung natürlich auch nicht fehlen. Die Pro-Life Bewegung war durch die roten Aufkleber, die viele auf ihrem T-Shirt trugen, nicht zu übersehen. Homosexualität wurde als Sünde gebrandmarkt und man betete gemeinschaftlich für die Umkehr der Sünder. Ganz ohne Geld funktioniert dieses Riesenspektakel auch nicht. Eine Stunde vor Ende der Veranstaltung werden die Gläubigen dazu aufgerufen, Geld zu spenden. Praktischerweise liefen dafür auch gleich Leute mit Briefumschlägen durch die Gegend, die man bei Verlassen des Geländes abgeben konnte. Für den ersten gemeinsamen Abend war das natürlich eine äußerst schwierige Diskussionsbasis und wir mussten wie sooft übereinkommen, dass man über Glauben nur schwer streiten kann. Persönlich sehe ich das ganze aber kritisch. Auch als gläubige Katholikin (ich oute mich hier wahrscheinlich nur für wenige) war mir diese Veranstaltung sehr suspekt. Ich finde es immer äußerst bedenklich, wenn Menschen ohne Verstand glauben, Prediger und Kirche nicht auch kritisch hinterfragen. Solch Massenbewegungen sind Europäern aus historischer Erfahrung heraus wohl generell eher befremdlich. Das nächste Mal wird The Call in Californien zu Gast sein. Das ist einer der ganz wenigen Bundesstaaten, in denen Homosexuelle heiraten dürfen. Für The Call natürlich ein Grund zu handeln. Wer sich den Trailer zu diesem Massengebet anschauen will, findet ihn hier. Der Abend hat mir allerdings auch zwei Erkenntnisse gebracht: 1. Als Spion bin ich denkbar untauglich. 2. Meine Hausarbeit über die Abtreibungspille ist immer noch nicht fertig... Dienstag, 19. August 2008Welcome!
Um gefühlt 2 Uhr morgens setzte ich endlich den ersten Fuß auf amerikanischen Boden. Aber allein das, heißt noch lange nicht, dass ich auch wirklich ins Land darf. Das Visum ist im Pass, meine Fingerabdrücke sind wahrscheinlich mittlerweile in hundert verschiedenen Datenbanken, ebenso wie mein Foto, und der Homeland Security habe ich auch erlaubt jeden meiner Schritte in den USA zu überwachen (und das hat mich auch nur §100 gekostet. Schnäppchen!)
Schon im Flieger haben wir weitere Einreisedokumente bekommen. Diesmal wollen sie wissen, wo ich wohne und natürlich auch, ob ich Lebensmittel ins Land bringe. Auf dem 8-stündigen Flug von Paris nach Washington bin ich unentschieden, ob ich den Amis sagen soll, dass ich drei Tafeln Ritter Sport Schokolade eingepackt habe. An der Grenze entscheide ich mich kurzfristig für ein Nein. Nein, ich habe auch keine Erde oder Zellkulturen im Gepäck und nein, das Käsesandwich, dass ich auf dem Flug habe mitgehen lassen, geht euch auch nichts an. Während ich in einer schier endlosen Warteschlange stehe, läuft auf vielen Monitoren das wunderbare „Welcome“- Video, dass ich schon zu genüge bei meinem adrenalinträchtigen Aufenthalt in der amerikanischen Visa-Stelle in Berlin gesehen habe. Mit großem Pathos und würdevoller Musik wird man von einem Amerikaner nach dem anderen mit einem „Welcome“ begrüßt. Die Wartezeit verkürzt das allerdings gar nicht. Mein CBP-Officer hat wohl auch keine rechte Lust mehr. Gähnend nimmt er mich in Empfang und freut sich, dass ich aus Deutschland komme. Seine Oma kommt nämlich aus Aachen!!! Aha! Als er einen Blick auf meine Uni-Dokumente wirft, kommt was kommen muss. International Relations and Affairs. „Soll ich einen Tipp geben? Wir Amerikaner sind nicht ganz so begeistert von Obama wie ihr Deutschen!“ Ähm, danke. Ob das stimmt, wird sich ja in den nächsten Monaten zeigen. Mit einem letzen abstempeln und einem „There you go!“ bin ich entlassen. Ich schnappe meine Koffer und renne schon fast durch die Zollkontrollen. Nichts wie raus aus dem Flughafen und dann habe ich es geschafft: Welcome to the United States!
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