Mit der massenhaften Verbreitung von MP3 kam der Moment, als auf Partys und im Alltag nicht mehr CDs abgespielt wurden, sondern Musik von der Festplatte oder dem mobilen Player. Ein paar Jahre später gaben bei spontanen Feierlichkeiten nicht mehr die eigene Platten- oder MP3-Sammlung den Ton an, sondern YouTube-DJs, die hektisch von Song zu Song klickten (“einer geht noch”).
Jetzt kommt die nächste Runde.
Spotify aus Schweden geht noch weiter als
Last.fm,
Pandora und Co., die für sich genommen schon revolutionäres geleistet haben: Man kann jetzt nicht nur im “Radio-Modus” Musik nach Wunsch hören, sondern die Songs direkt auswählen, die per Stream nach Hause kommen sollen!
Konsequent zu Ende gedacht hieße das: Platten, CDs und lokal gespeicherte MP3s werden weitgehend überflüssig. Überall, wo es schnelles Internet gibt, steht das Song-Archiv der Welt zur Verfügung. Wer ein paar Stunden im Flugzeug überbrücken muss, speichert seine Playlist auf dem Handy zwischen.
Man würde Musik nicht mehr kaufen, sondern unbegrenzte Nutzung abonnieren.
Mobiler Zugriff könnte extra kosten, wobei die Mobilfunkfirmen spezielle Tarife anbieten sollten, z.B. für unlimitierten Traffic auf spotify.com. Apple hat mit iTunes vorgemacht, wie hervorragend ein intuitives Interface und synchronisierte Playlists im Alltag der Nutzer ankommen.
15 Euro im Monat für alle Musik der Welt, jederzeit und überall.
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Soweit die Träumerei.
In Wirklichkeit ist Spotify in Deutschland offiziell nicht zugänglich, weil die GEMA mit dem Tarifmodell nicht einverstanden ist. Zwar lässt sich das Problem über VPN oder Proxy-Server beheben, aber einen werbefreien Premium-Account bekommt man nur mit britischer Kreditkarte.
Natürlich gibt es einen deutschen Nachahmer mit anderem Vergütungsmodell und dem Segen der GEMA.
Simfy aus Berlin funktioniert ordentlich und bietet neuerdings auch eine Software für Windows, sodass man nicht nur im Browser Musik hören kann.
Was mich wirklich ärgert ist das Ausmaß, in dem man sich vom schwedischen Vorbild hat inspirieren lassen, was den Namen, die Optik und das Bedienkonzept angeht. Natürlich ist es verlockend, gute Ideen zu kopieren -- aber ein wenig mehr eigene Kreativität würde nicht schaden. Habe ich den Damen und Herren
auch direkt gesagt.
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Hoffen wir, dass beim Streaming von Musik bald ein Wettbewerb um die Kunden entsteht, sodass wir uns auf faire Preise, wachsende Kataloge und innovative Produkte freuen dürfen!
Viel Erfolg von hier aus an Spotify, Simfy und Co.!