Freitag, 5. Dezember 2008Transatlantische BeziehungenWährend der Amtseinführung für Herrn Obama im Januar werden Zimmer in der Stadt unbezahlbar -- gut, dass er umsonst wohnen darf! Liebe Leserschaft, nach zwei Wochen USA ist ein Bericht über meine bisherigen Erlebnisse wohl überfällig. Da ein chronologisches Vorgehen jetzt allzu gekünstelt wirken könnte und mein schlechtes Gedächtnis solche Späße sowieso verbietet, schreibe ich einfach drauflos. Wie bereits berichtet besuche ich die äußerst geschätzte US-Korrespondentin in Washington, DC. Neben der Hauptstadt haben wir aber auch Orte in North Carolina und Virginia besucht -- dazu später mehr. Ich bitte um Entschuldigung für die Verspätung; noch ein Klick, dann geht’s los: Anreise
Am 19.11. habe ich mich auf den Weg gemacht und bin über Paris-CDG nach Washington (Dulles International Airport) geflogen. Im Jumbo war massenhaft Platz (vielleicht halbvoll), sodass ich auch als Holzklassen-Passagier genug Freiraum hatte. Nur Murphy’s Law hat wieder zugeschlagen: Der einzige Säugling im Jet saß natürlich in Hörweite. Unterkunft Inzwischen wohne ich nicht mehr im Allen Lee Hostel, obwohl dessen Lage an der F Street (nahe der Station Foggy Bottom, bei der George Washington University) wirklich gut war. Zum Stadtkern kommt man von dort in ein paar Minuten, allzu viel Luxus sollte man von der Unterkunft aber nicht erwarten. Meine neue Unterkunft heißt Kalorama Guesthouse at Woodley Park, ist ein Bed & Breakfast mit altmodischem Interieur und ordentlichem Frühstück und liegt etwas weniger zentral. Dafür habe ich es nicht weit zum Zoo (sehr nett) und zum Wohnheim der Lieblingsbloggerin. American Art: Die Präambel zur Verfassung in Form von Autokennzeichen Museen Ich glaube, auf den Souvenirs steht: “much to see, most for free”. Oder so ähnlich. Dank der Smithsonian Institution sind die großen Museen an der National Mall (breiter Grünstreifen mit protziger Architektur inkl Capitol) kostenlos. Air & Space, American History, National Portrait Gallery und American Art haben wir bisher angeschaut und ich muss sagen: So etwas sollte sich jede wohlhabende Nation leisten. Allerdings stimme ich mit den Schwerpunkten der Ausstellungen nicht immer überein: Geschichte ist mehr als Krieg, Technik mehr als Raumfahrt und Popkultur mehr als eine Handvoll Reliquien aus alten Filmen. Dennoch ist es beeindruckend, mit welcher Ehrfurcht die Amerikaner ihr originales “star-spangled banner” hinter Glas ausstellen oder wie stolz sie auf ihre Mondraketen sind. Ganz zu schweigen von den Kunstschätzen, die jeder Besucher völlig kostenfrei anschauen darf. Regnerische und kalte Tage lassen sich also hervorragend dazu nutzen, dieses riesige und schöne, kriegerische und stolze Land an Hand seiner Geschichten und Schätze zu entdecken. Bringt viel Zeit mit. Abseits der öffentlichen Museen und Sehenswürdigkeiten (von denen sowieso noch einige auf unserem Programm für die kommende Woche stehen) möchte ich noch das Newseum erwähnen. Ted Turner und andere Sponsoren gönnen sich hier eine Art Schrein für die US-Presse. Zu entdecken gibt es bisschen viel Pathos, wie immer, aber auch einige wirklich sehenswerte Objekte und interessante Geschichten rund um the news. Bonus: Der hervorragende Blick auf die Stadt. Geradezu skandinavisch anmutende Häuschen in Georgetown Stadtbild Überhaupt, die Stadt: Washington lobt seinen öffentlichen Nahverkehr und die fußgängerfreundliche Umgebung. Zutreffend ist vor allem, dass sie geringen Ausmaße der Stadt einen Aufenthalt als Spaziergänger möglich machen -- die Metro ist eher teuer und nicht allzu überzeugend. Was die Atmosphäre angeht, so habe ich bisher viele repräsentative und wenig einladende Bauten zwischen breiten Straßen gesehen, andererseits aber auch Fußgänger und sympathisches Gewusel erlebt. Das strenge Muster aus alphabetisch und nach Nummern sortierten Straßen wird durch Plätze, Kreisel und diagonale Avenues zum Glück etwas aufgelockert. Etwas schockierend ist die schiere Masse an Blech auf den Straßen und Autobahnen, allerdings scheint mir der Straßenverkehr in der Stadt eher gutmütig zu verlaufen. Italienisches Gehupe, amerikanisches Geschleiche, relative Gelassenheit. Hier lässt es sich, glaube ich, auch langfristig aushalten. Ein neuer Favorit, auch wegen meiner jetzigen geographischen Lage, ist wohl die Gegend um den Dupont Circle. Dort gibt es eine Menge Bürovolk (inkl. US-Korrespondentin) und dementsprechend viele Lokale, Bars und schöne Restaurants. Die beste italienische Pizza der Stadt haben wir wohl auch schon gegessen. Spaziergänge Wirklich toll ist auch Georgetown mit seinen Läden und Lokalen. Ich fand die Optik seltsam vertraut, wohl weil die Ausmaße eher europäisch erscheinen. Gleichzeitig sind die Straßen breit und die Häuser amerikanisch, sodass keine Verwechslungsgefahr besteht. Ein nettes Abendessen mit Blick auf den Potomac steht jedenfalls noch auf meiner Wunschliste, glaube ich. Ein weiter Spaziergang durch eisigen Wind führte uns zum Nationalfriedhof Arlington, den ich als wirklich beeindruckendes Beispiel für den Stellenwert von Krieg im Bewusstsein dieses Volkes ansehe. Ästhetisch ist das strenge Weiß in weitläufiger Natur sicherlich überzeugend, spätestens beim Amphitheater war meine Pathos-Toleranz aber erschöpft. Dennoch sollte man die Stadt nicht verlassen, ohne die Gräber gesehen zu haben. (Fand übrigens auch der japanische JFK-Fanclub, der an dessen Grab einen Kranz niederlegte.) Blick auf Arlington mit Washington Monument, Capitol etc. im Hintergrund Universitäten Washington hat an jeder Ecke eine Uni (American University, George Washington, Georgetown, UDC, Howard, Zweigstellen anderer Unis, etc. pp.), trotzdem prägen die Studenten nicht das Bild der Stadt. Die verteilten Bauten der GWU (zwischen denen ich zuerst gewohnt habe) sorgen noch für ein bisschen Flair, aber sonst zeigt sich eben die Kehrseite der Campus- und Housing-Prinzips in den Staaten. In der U-Bahn sehe ich jedenfalls mehr Schlipsträger als Studenten. Architektonisch eindrucksvoll ist die Georgetown University; die AU der Gast-Bloggerin ist auch von außen einen Blick wert. Eine Handvoll Eindrücke vom Uni-Betrieb sammle ich gerade erst, aber die Expertin wird sicherlich noch etwas dazu sagen können. Thanksgiving Das Fest rund um den letzten Donnerstag im November war großartig: Zu Besuch bei meinen ehemaligen Nachbarn in North Carolina kamen wir in den Genuss enormer Gastfreundschaft und köstlichen Essens. Die Gegend rund um Lake Norman ist (zu recht) ein beliebter Ort, um sich ein großes Haus zu bauen und bietet so tolles Wetter, dass die staunenden Besucher aus Norddeutschland mitten im Winter im Whirlpool plantschen können. Draußen. Und erwähnte ich, dass das Essen gut war? to be continued ... Kommentare
Ansicht der Kommentare:
(Linear | Verschachtelt)
|
"What the...?"Dies ist eine ARCHIV-Version des Blogs. Sie enthält Einträge von 2007 bis (Anfang) 2012.
Aktuelle Version: unkewl.de/blog/ Unsere soft skills sind pubertärer Humor und Trinkfestigkeit. |