Dienstag, 30. Dezember 2008Transatlantische Beziehungen IIIStatue of Liberty, New York City (Foto: Sonja) Nachdem die US-Korrespondentin und der Reise-Blogger schon seit mehr als einer Woche wieder zu Hause und in die jeweiligen familiären Aktivitäten rund um die Feiertage eingebunden sind, ist der letzte Teil des Reiseberichts überfällig. 11./12. Dezember: Abschied und Ankunft Donnerstag fand der offizielle Abschluss des Washington Semesters statt: Urkunden für die internationalen Studenten, Fototermin und kaltes Buffet. Als willkommener Gegenpol zum Abschiednehmen stand am nächsten Tag -- nach etwas Hektik, um den Bus nicht zu verpassen -- die erste Begegnung mit unserem nächsten Reiseziel auf dem Programm. Schon aus dem Fenster des Wagens zeigte sich New York von seiner fotogenen Seite. Schon die ersten Stunden in der Stadt haben deutlich gemacht, wie viele Assoziationen in uns Europäern stecken, wenn wir an New York denken: Sinatra im iPod, ein Yellow Cab zum Hotel, vorbei an Broadway, Times Square und Fifth Avenue. Was für ein Auftakt! Central Park, Sonnenschein 13. Dezember: Spaziergang im Park Um das gute Wetter zu nutzen, liefen wir am ersten Tag die 5th Avenue nach Norden, bis wir den Central Park erreichten. Gegen die eisige Kälte halfen eine Kaffeepause im Art Café (Upper West Side) sowie ein kurzer Abstecher in die Eingangshalle des Metropolitan Museum (auf der östlichen Seite des Parks). Den speziellen Charme des allseits bekannten Central Park kann sich jeder leicht vorstellen: Denkt an eine schöne Landschaft aus Wald und Wiesen, die im Hintergrund (statt hässlicher Windräder) beeindruckende Hochhäuser im Sonnenschein zu bieten hat! Außerdem ist dieser Park einer der wenigen in der Stadt, die aus mehr als einer winzigen Grünfläche mit Hinweisschildern des National Park Service bestehen ... Kulinarischer Tipp: Republic, am Union Square, schicker Laden und preiswertes asiatisches Essen an großen Tischen 14. Dezember: Chelsea, Village, Times Square Schon wieder tolles Wetter, schon wieder viele Kilometer Fußweg! Brunch gab es bei Sarabeth’s im Chelsea Market, einer riesigen Halle mit verschiedenen Bäckereien, Cafés und Läden. Außerdem ist dieser große Komplex (historische) Heimat der bei Austausch-Schülerinnen heißgeliebten Oreos! Der Stadtteil Chelsea an sich bietet eine sehenswerte Mixtur aus eleganten Kunstgalerien, Baustellen, abrissreifen Industriebauten und Diskotheken. Man spürt den Hype. Unser Bummel führte außerdem ins Greenwich Village, West und Ost, mit seinen schönen Ziegelhäusern, zahllosen Läden und Restaurants sowie shoppenden New Yorkern (und Touristen). Konsum macht ja auch glücklich, sei es nun ein Paar neue Jeans oder Hot Dogs bei Gray’s Papaya (“Recession Special: 2 Franks, 1 Drink, 5 Dollars”). Nach Einbruch der Dunkelheit lockte das Lichtermeer des Times Square: Tausendmal im Fernsehen gesehen, nicht mehr wirklich originell, anderswo nachgebaut und vielleicht sogar übertroffen -- trotzdem extrem beeindruckend! Praktisch auch, das Ruby Tuesday direkt nebenan leckere Burger serviert ... Wenn Times Square, dann im Dunkeln! 15. Dezember: Sightseeing und Ausgehen Frühstück im Freien bei Sonnenschein -- ich will ja niemanden neidisch machen, aber vergleicht das mal mit eurem Programm von Mitte Dezember! Bei leichter Bewölkung standen dann die offensichtlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt auf unserer Liste, es ging mit der Fähre (nach umfangreichen Sicherheitskontrollen) zur Statue of Liberty, um anständige Touristen-Fotos vor der Skyline machen zu können. (Fun Fact #37b: Wusstet ihr, dass Herr Eiffel nicht nur besagten Turm, sondern auch die Trägerkonstruktion der New Yorker Dame gebaut hat?) Downtown Manhattan mit den imposanten Wolkenkratzern, Wall Street, Ground Zero (und Imbissbuden) war unser nächstes Ziel. Beeindruckender als die Baulücke oder den arg touristische Börsenviertel finde ich St. Paul’s Chapel, wo auf wirklich eindrucksvolle und bewegende Weise an 9/11 erinnert wird. Man muss sich das einfach mal vorstellen: Die höchsten Gebäude der Stadt brechen zusammen und eine kleine, uralte Kirche direkt nebenan überlebt nur Dank ihrer Bäume auf dem Friedhof! Überhaupt sind es die sakralen Bauten, die einem durch ihr Alter und ihre Konstanz über all die Jahre erst ein Gefühl dafür vermitteln, wie schnell sich in Manhattan die “weltlichen” Dinge ändern -- sei es gesellschaftlich oder architektonisch. Vom Sightseeing haben wir uns bei einem kleinen Einkaufsbummel in SoHo (viele iDeppen im Apple Store) mit anschließender Kaffeepause in der sehr empfehlenswerten Aroma Espresso Bar erholt. Das Abendprogramm bestand schließlich aus leckerer Riesenpizza bei John’s Pizza (urgemütlich, für die Lage vernünftige Preise, gutes Bier) und einer Stippvisite im Garage Jazzclub im West Village. (Unsere Freude über das Howard Wilson Jazz Orchestra wurde auch durch recht teure Drinks nicht getrübt!) Eingang zum Museum (Foto: Sonja) 16. Dezember: Museen und Musical Nachdem ich bisher immer das Wetter erwähnt habe, werde ich auch jetzt ehrlich sein -- es ging bergab, mit kaltem Wind und einigen Schauern. Als logische Konsequenz verlagerten wir unsere Aktivität nach drinnen und besuchten an diesem Dienstag erst das weltberühmte Solomon R. Guggenheim Museum (das zu diesem Zeitpunkt einer sehr, sehr obskure Ausstellung in seiner Rotunde zeigte) und hinterher das weniger bekannte Museum of the City of New York. Letzteres ist ein privat gegründetes Museum rund um die historische und aktuelle Situation der Stadt. Besonders eindrucksvoll fand ich einen Film über die Stadtentwicklung seit den ersten holländischen Siedlungen und eine Ausstellung über die ökologischen Aspekte der städtischen Infrastruktur. Wasser, Strom und Wärme sind schließlich keine Selbstverständlichkeit und stellen in einem Moloch wie NYC eine dauernde Herausforderung dar. Abends dann, nach kurzer Pause zum Umziehen und Bagel essen: Phantom of the Opera im Majestic Theatre! Ein Broadway-Dauererfolg mit Gassenhauern von Andrew Lloyd Webber und enormem Spaßfaktor, herrlich laut und bunt und düster und kitschig, alleine schon die Kostüme waren viele Blicke wert. Nach dem anschließenden Gang durch den Regen konnten wir uns vorm durchgestylten Ofen in der ultra-eleganten Lounge des Royalton trocknen und wärmen. Und (bei einem 15-Dollar-Gin-&-Tonic) feststellen, dass der Broadway nicht ganz zu Unrecht die meistbesuchte Touristen-Attraktion dieser phantastischen Stadt ist. Kulinarischer Tipp: Le Pain Quotidien, an verschiedenen Orten, mit sehr gutem Biobrot und schöner Frühstücks-Atmosphäre 5th Avenue 17. Dezember: Modern Art, Window Shopping, Ex-Präsidenten New York ohne Besuch im Museum of Modern Art wäre unvernünftig. Auch wer spät frühstückt, schafft noch vor dem Nachmittag eine ordentliche Runde durch die zahlreichen Gemälde, Fotos, Skulpturen, Design-Highlights und Installationen. Und zur Erholung gibt es leckere Snacks im Café und einen riesigen Laden mit allerlei schönen Mitbringseln. Zweiter Klassiker des Tages: Tiffany’s an der 5th Avenue. Während ich mich noch über die wenig elegante Ausstattung der Räume beschwerte, hatte die Gast-Bloggerin schon leuchtende Augen angesichts der hochkarätigen Auslage. Mir blieben, ehrlich gesagt, eher die Kuriositäten in Erinnerung: der lustige Fahrstuhlführer, der entsetzte Verlobte (“no, honey, we’re not gonna make this decision now!”) und die diskreten Finanzierungsangebote für Trauringe. Macy’s, das größte Kaufhaus der Welt, war ehrlich gesagt eher enttäuschend, sowohl was die Präsentation als auch was das Angebot angeht. Abends haben wir wieder köstlich gegessen, diesmal bei Tamarind, laut Reiseführer einem der besten indischen Restaurants der Stadt. Glaube ich gern, es war wirklich ausgezeichnet! So verwöhnt kamen wir dann haarscharf pünktlich zum Kino, um mit Frost/Nixon einen spannenden und extrem gut gespielten Polit-Film zu sehen. Little Italy / Chinatown 18. Dezember: Save the Best for Last Angesichts des heutigen Schwergewichts könnte man die bisherigen Museen als Fingerübungen ansehen: Es ging ins Metropolitan Museum of Art. Wo es, zum Beispiel, einen kompletten ägyptischen Tempel zu sehen gibt -- in einem riesigen Saal mit Panorama-Fenster zum Central Park. Und unschätzbar wertvolle Kunstschätze aus den Pyramiden. Und weltberühmte Ikonen der Pop Art wie die Suppendosen und Mao von Andy Warhol oder riesige Bilder von Roy Lichtenstein, natürlich im Original. Ganz zu schweigen von Exponaten wie Damien Hirsts eingelegtem Hai, der -trotz aller Fragen, ob das noch Kunst ist- einfach beeindruckend ist. Dass wir trotzdem nicht allzu viel Zeit in diesem Superlativ-Museum verbracht haben, zeigt wohl am besten, wie sehr New York seine Touristen verwöhnt. Wir spazierten jedenfalls gemütlich zur Subway und durch Little Italy, wo wir natürlich die besten Cannoli der Stadt gegessen haben. Rückblickend finde ich, dass gerade diese Mischung aus knallhartem Reiseführer-Tourismus und lockerem Bummeln (um das Lebensgefühl dieser Stadt auf sich wirken zu lassen) einen gelungenen Aufenthalt ausmacht. Wie dem auch sei, für schöne Urlaubserlebnisse ist es natürlich hilfreich, sich in der tollsten Stadt der Welt aufzuhalten. Dass New York diesen Superlativ verdient hat, dürfte angesichts der Aussicht von der Brooklyn Bridge bei Sonnenuntergang niemand bezweifeln. Wenn ich bisher das Adjektiv “atemberaubend” vermieden habe, dann nur um es für diesen Absatz aufzuheben: Das Panorama dürfte einer dieser Anblicke sein, die man nie vergessen will. Zum Schluss sind wir ausgegangen wie zwei echte Städter: In die Warteliste für einen Tisch eintragen, leckere Cocktails in der sympathischen Bar nebenan, köstliches italienisches Abendessen (Lupa ist jeden der vielen Cents wert) und dann eine Runde Sake in der entsprechenden Bar. Allerdings ziehe ich italienisches Essen japanischem Reiswein deutlich vor, soviel habe ich jetzt gelernt. Blick von der Brooklyn Bridge 19. Dezember: “Let it Snow” vs. “Leaving on a Jetplane” Nachdem die Koffer gepackt waren, ging es zum abschließenden Bummel -- inzwischen aber durch ordentlich Schnee(matsch). Nasse Füße steigern die Laune nicht unbedingt, dafür war unser Brunch beim bewährten Biobrot-Laden wieder gut. Eine kleine Shopping-Runde war noch drin, dann kehrten wir auch angesichts des Wetters wieder ein: Die Aroma Bar ist der zweite Laden, den wir zweimal besucht haben. Zu guter Letzt wollte die Stadt uns nicht gehen lassen: Das bestellte Shuttle zum Flughafen kam einfach nicht und ein Taxi fanden wir auch erst beim vierten Versuch. Angesichts der vielen abgesagten Flüge zu/von JFK transportierte unser Fahrer uns aus purer Freundlichkeit, unter Verzicht auf eine bezahlte Rückfahrt. Dass unser haarscharf erreichter Jet dann noch drei Stunden am Boden verbracht hat, konnten wir bei all der Eile natürlich nicht vorhersehen ... Wenn jemand eine Reise tut, Es war wundervoll. Besucht diese Stadt! Kommentare
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