Nun ist es natürlich weder besonders originell noch besonders sinnvoll, wenn ein Blog mit höchstens zweistelliger Leserschaft ein Buch empfiehlt, das sowieso recht bekannt sein dürfte. Zum Beispiel, weil es in jeder Buchhandlung lag, in jedem Medium rezensiert und in vielen Auflagen gedruckt wurde. Andererseits liest die Jugend von heute ja keine Zeitung und geht nicht in die Buchhandlung, sagt die Marktforschung*.
Versuchen wir es also mit
Life, der (Auto-)Biographie von Keith Richards, berühmt als Gitarrist der Rolling Stones und Anschauungsobjekt in Sachen Drogenkonsum. (Außerdem spielt er gern Pirat mit Johnny Depp.)
Life liest sich, als ob einem der verrückte Onkel -- den man nur selten sieht, weil die Familie Angst vor ihm hat -- nach ein paar Bier wilde Geschichten aus seinen lustigeren Jahrzehnten erzählt. Dass er dabei manchmal den Faden verliert und vielleicht hier und da etwas übertreibt, stört nicht weiter. Wenn überhaupt, dann trägt es noch zur Faszination der sowieso unglaublichen Geschichten bei.
Im ersten Drittel geht es um das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei im amerikanischen “Bible Belt”, die jungen Jahre der Stones, Richards’ Nachkriegs-Kindheit, musikalische Vorbilder. Auch danach greift das Buch gewisse Themen (Mick Jagger; Frauen; Streit mit den Autoritäten; Drogen und Musik) immer wieder auf und eine Anekdote jagt die nächste.
Wer etwas bemängeln will: Manchmal verliert man vor lauter Namen der Überblick (vor allem als Nicht-Zeitgenosse und Nicht-Historiker) und außerdem fragt man sich unweigerlich, wie ein einzelner Mensch so viel Glück haben kann. Kritische Stimmen (bei Amazon) meinen außerdem, dass in einem so dicken Buch vielleicht mehr Details über das Bandleben der Stones und weniger über die immer gleichen Exzesse stehen sollte.
Besorgen solltet Ihr Euch
Life trotzdem, es lohnt sich allein wegen der herrlichen Fotos! Das Taschenbuch von Phoenix gibt es für höchstens 8 Pfund.
* (glaube ich)
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Kommen wir nun zu etwas völlig anderem: Ab morgen werde ich mich für ein paar Wochen in London herumtreiben. Diese Ankündigung hat den Zweck, mich unter Druck zu setzen, damit hier im Blog wieder mehr passiert.