Sonntag, 3. Juli 2011London-Log (1)Wie bereits angekündigt, bin ich für sechs Wochen in London und will mir Mühe geben, zu diesem Anlass wieder zu bloggen. Eigentlich habe auch einen ordentlichen Fotoapparat dabei, hatte den aber vorhin vergessen -- daher die grausige Qualität beim Bild oben. Heute habe ich jedenfalls mein Studentenwohnheim und den Campus der LSE kennen gelernt. Für großes Sightseeing fehlte mir irgendwie die Zeit, außerdem wollte ich erst die unmittelbare Umgebung meiner Bleibe erkunden (und Lebensmittel kaufen). Morgen beginnt dann das Programm der Summer School, hoffentlich weiterhin bei schönem Wetter. Da mich gerade die Müdigkeit packt, hier meine sonstigen Eindrücke in Kurzform:
Was ich sagen will, ist: Alles gut. I’ll keep you posted. PS. Mensch, jetzt hatte ich doch glatt das Schmankerl für alle Leser(innen) mit einem Faible für royale Festlichkeiten vergessen! Ratet mal, womit ich hier in Zukunft meine Bus- und Bahnfahrten bezahlen werde. Royal Oyster! Samstag, 2. Juli 2011Keith Richards: LifeNun ist es natürlich weder besonders originell noch besonders sinnvoll, wenn ein Blog mit höchstens zweistelliger Leserschaft ein Buch empfiehlt, das sowieso recht bekannt sein dürfte. Zum Beispiel, weil es in jeder Buchhandlung lag, in jedem Medium rezensiert und in vielen Auflagen gedruckt wurde. Andererseits liest die Jugend von heute ja keine Zeitung und geht nicht in die Buchhandlung, sagt die Marktforschung*. Versuchen wir es also mit Life, der (Auto-)Biographie von Keith Richards, berühmt als Gitarrist der Rolling Stones und Anschauungsobjekt in Sachen Drogenkonsum. (Außerdem spielt er gern Pirat mit Johnny Depp.) Life liest sich, als ob einem der verrückte Onkel -- den man nur selten sieht, weil die Familie Angst vor ihm hat -- nach ein paar Bier wilde Geschichten aus seinen lustigeren Jahrzehnten erzählt. Dass er dabei manchmal den Faden verliert und vielleicht hier und da etwas übertreibt, stört nicht weiter. Wenn überhaupt, dann trägt es noch zur Faszination der sowieso unglaublichen Geschichten bei. Im ersten Drittel geht es um das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei im amerikanischen “Bible Belt”, die jungen Jahre der Stones, Richards’ Nachkriegs-Kindheit, musikalische Vorbilder. Auch danach greift das Buch gewisse Themen (Mick Jagger; Frauen; Streit mit den Autoritäten; Drogen und Musik) immer wieder auf und eine Anekdote jagt die nächste. Wer etwas bemängeln will: Manchmal verliert man vor lauter Namen der Überblick (vor allem als Nicht-Zeitgenosse und Nicht-Historiker) und außerdem fragt man sich unweigerlich, wie ein einzelner Mensch so viel Glück haben kann. Kritische Stimmen (bei Amazon) meinen außerdem, dass in einem so dicken Buch vielleicht mehr Details über das Bandleben der Stones und weniger über die immer gleichen Exzesse stehen sollte. Besorgen solltet Ihr Euch Life trotzdem, es lohnt sich allein wegen der herrlichen Fotos! Das Taschenbuch von Phoenix gibt es für höchstens 8 Pfund. * (glaube ich) ---------------------------- Kommen wir nun zu etwas völlig anderem: Ab morgen werde ich mich für ein paar Wochen in London herumtreiben. Diese Ankündigung hat den Zweck, mich unter Druck zu setzen, damit hier im Blog wieder mehr passiert. Montag, 16. Mai 2011Eine letzte Chance für eine gute Frisur
Ein langweiliger Montagabend bei der mentalen Vorbereitung auf die baldige Hochzeit meines Cousins. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, mit meinen Haaren irgendwas anderes anzustellen, außer sie wie immer im Dutt hochzustecken, ereilte mich eine schockierende Nachricht in Form eines Youtube-Werbevideos: Die Welt wird demnächst untergehen! Unglaublich, nicht wahr?
Ich habe mir die Zeit genommen und das ca. 15-minütige Video, dass mit wahnsinnig schlechter Musik unterlegt und aus The Day after Tomorrow/Independence Day/irgendein anderer Weltuntergangsfilm zusammengeschnitten war, für die geneigte Leserschaft anzuschauen und euch eine kurze Analyse dessen zu geben, was da so auf uns zukommt. Aller Anschein nach kündigen 14 Posaunen das Ende der Welt an, von denen uns schon ein paar in Form von Hunger und Tsunamis, allesamt ausgelöst von Meteoriten (vor denen scheinen die Damen und Herren hinter dieser Botschaft sehr große Angst zu haben), begegnet sind. Leider bleibt uns nur noch bis zum 4. Zeichen, um uns für die richtige Seite (tendenziell die der Damen und Herren hinter der Botschaft) zu entscheiden. Und dann wars das! Dann übernimmt leider Satan die Regie auf Erden und es wird alles ganz, ganz furchtbar. Hier ein paar Eindrücke von dem, was uns erwartet: Oh, schon wieder ein Meteorit! Das arme Paris! Wie soll ich mich nur entscheiden? Himmel oder Hölle? Boah, das ist so schwer... Ah mist! Falsch entschieden! So siehts also in der Hölle aus. Wie? Der Papst ist auch ein Zeichen für den Weltuntergang? Ich wusste schon immer, dass etwas nicht mit dem stimmt! Da muss ich mich wohl ein bisschen beeilen. Hm, das sieht ja alles eher mäßig aus. Gut, dass mir das mal jemand gesagt hat. Und nun entschuldigt, aber ich muss noch ein bisschen Haare flechten üben bis zum Weltuntergang Donnerstag, 5. Mai 2011Nachricht und Kommentar
...in perfekter Symbiose:
“A young man and his fiancée were expected to get married in central London on April 29th. Millions of Britons took advantage of the opportunity to take a foreign vacation.” The Economist 18/2011, S. 7 Sonntag, 27. Februar 2011Entspannung im digitalen ZeitalterIch habe Nerdcore, MC Winkel und noch ein paar aus dem Feedreader geworfen, schalte Twitter nur noch sporadisch an und habe immer noch kein Smartphone gekauft. Ab einem bestimmten Level scheint mehr Input nämlich zu weniger Konzentration und geringerer Produktivität zu führen. Oder mache ich einfach gerade eine altmodische, technophobe Phase durch? Das würde auch erklären, warum hier im Blog so wenig los ist … Freitag, 18. Februar 2011Der Nachtbus und die ListeWenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Am letzten Wochenende besuchte ich die Freie Hansestadt Bremen, um dort den Geburtstag des Herrn Mit-Bloggers zu zelebrieren. Es waren herrliche Tage der Brauchtumspflege: ausschweifendes Essen und Trinken, die Wiederbelebung alter Ausgeh-Gewohnheiten und sogar ein Trip ins Fußballstadion. Dummerweise stieg ich schon in der ersten Nacht ohne Rucksack aus dem Bus aus. Ich danke folgenden Personen, die ab dann in Aktion traten:
Jedenfalls wird die Anekdote länger halten als der Schmerz des Verlusts (Handy und Geld waren nicht drin, ein neuer Fotoapparat sowieso geplant). Das spezielle Verhältnis von Dramatik und Komik allerdings, das sich aus einer verlorenen Anwesenheitsliste für 15 Wochen Tutorium an der Uni ergibt, das lässt sich hier im Blog nur schwer transportieren... sagen wir einfach: ich arbeite noch daran, hier eine elegante Lösung zu finden. Mittwoch, 19. Januar 2011Von der Schwierigkeit, einen Fernseher zu kaufenZwei Fernseher, oldschool. Seit Monaten überlege ich, einen neuen Fernseher anzuschaffen. Erstens hat inzwischen jeder, aber wirklich jeder, so eine flache Kiste mit allen möglichen Features, zweitens ist Technik-Spielzeug traditionell mein Fachgebiet. Kann also eigentlich nicht angehen, dass bei mir immer noch eine Röhre Dienst tut! Ich habe also brav das übliche Programm abgespult und recherchiert, verglichen und abgewogen. Nur scheinen wir es hier mit einem problematischen Fall zu tun zu haben: “HD” würde ich kaum nutzen, denn das Fernsehsignal kommt analog per Kabel und Blu-rays erscheinen mir teuer und irgendwie anachronistisch. Plötzlich stellt sich die Frage, wie eigentlich ein hoch-skaliertes PAL-Bild auf 40" aus kurzer Distanz aussieht? 3D finde ich schon im Kino blöd und mehr als meine sowieso dauernd vorhandene Brille möchte ich auch nicht tragen. Andererseits: Wenn schon, denn schon (zumal spätere Updates schwierig sind)? Extrem dünne, stromsparende Fernseher mit LED-Backlight haben wohl tolle Farben, aber auch miserable Lautsprecher und eine stärkere Tendenz zu Clouding. Mit Leuchtröhren bestückte LCD-Fernseher der gleichen Preisklasse entsprechen nicht dem Stand der Technik, sind den LED-Modellen aber paradoxerweise im Alltag überlegen. Wer denkt sich sowas aus? Ganz zu schweigen davon, dass das Erstellen einer Senderliste bei vielen (Samsung-)Modellen umständlicher ist als 1985 und das Umschalten zwischen Kanälen auch gerne länger dauert. Aber man kann doch so toll daran spielen, z.B. über eine Playstation oder Xbox? Pustekuchen: Gebt einmal “Input Lag” bei einer Suchmaschine Eurer Wahl ein und auch Ihr fallt vom Glauben ab. Dass sich mein nicht einmal zehn Jahre alter Verstärker nur per Adapter anschließen ließe, weil alle Hersteller (außer Panasonic) die bewährten Cinch-Buchsen gestrichen haben, erwähnte ich bereits? Und was wird eigentlich aus den niedrigen Betriebskosten eines LED-beleuchteten TVs, wenn wegen der miserablen Lautsprecher jeder seine große Anlage mitlaufen lässt? Fazit: Das aktuelle Setup bietet mir 78 cm Diagonale (ca. 31") mit flacher Mattscheibe, guten Farben und 100Hz. Videos vom PC kommen per USB-Stick an den DVD-Player, der wiederum am Verstärker hängt. Gekostet hat der Spaß knapp über 100 Euro (TV gebraucht, DVD-Player ist Billigkram), dafür verhebt man sich bei jedem Umzug und muss auf HD verzichten. Ich werde wohl ganz altmodisch der Devise folgen: So lange nichts kaputt geht, brauche ich auch nichts neues. Donnerstag, 2. Dezember 2010EingeschneitHeute fühle ich mich wie ein Kind aus irgendeinem Bilderbuch-Bergdorf: Eingeschneit, also schulfrei. Zuerst habe ich es noch versucht. Online nachgeguckt, ob alles halbwegs fährt, dann zu Fuß zur Ringbahn (Berliner Busse sind bei mehr als 2 mm Schnee nicht der Rede wert). Dort dann die Überraschung: Obwohl offiziell nicht direkt von den “Einschränkungen” betroffen, fährt meine S 41 für mindestens 25 Minuten gar nicht. Nach einem kurzen Münzwurf zur Entscheidungsfindung ist klar, dass ich nicht verspätet zum einzigen Seminar des Tages, sondern direkt wieder nach Hause gehe. Ich will nicht sagen, dass mich keine Schuld trifft -- hätte ja auch den Umweg mit der U-Bahn nehmen oder einfach eine halbe Stunde früher aufbrechen können. Aber es ist schon faszinierend, wie sehr diese Stadt durch den keinesfalls überraschenden und auch nicht besonders heftigen Wintereinbruch lahm gelegt wird. Mein dritter Winter in Berlin fängt genau so an, wie ich die letzten beiden in Erinnerung habe. Was auch gar kein Grund zur Sorge wäre, wenn nicht am Wochenende noch eine lange Zugfahrt auf dem Programm stünde … Freitag, 12. November 2010Zwei MännerSPIEGEL Nr. 45/2010, S. 114 Die beiden Herren, um die es im aktuellen SPIEGEL-Heft (in zwei verschiedenen Artikeln) geht, haben eine wunderliche Einstellung gegenüber Migrantinnen. Der eine, Silvio B., möchte “Leuten in Schwierigkeiten” gerne helfen, zum Beispiel durch Bargeld im Tausch gegen sexuelle Dienstleistungen. Der andere, Geert W., mag keine jungen Frauen, wenn sie nicht so blond sind wie er. SPIEGEL Nr. 45/2010, S. 122 Es ist ein großes Verdienst der Bildsprache im SPIEGEL, dass sie uns eines auf den ersten Blick erkennen lässt: Von beiden Männern sollte man sich möglichst fernhalten. Samstag, 6. November 2010Biologische Kriegsführung im Kinderzimmer
Weihnachten rückt näher, liebe Leserinnen und Leser, und was liegt da näher, als über potentielle Geschenke nachzudenken? Unkewl als Fachblog für glückliche Kinderaugen empfiehlt seit je her Playmobil, entworfen im bayerischen Zirndorf, produziert witzigerweise zu einem großen Teil auf Malta.
Playmobil geht mit der Zeit, das war schon immer so. Neben den Klassikern (Wild-West, Ritter, Baustelle) finden sich Fantasy, Weltraum oder auch Verbrechensbekämpfung im Sortiment. Neuerdings gibt es auch Geheimagenten und deren Gegenspieler, nämlich international agierende Terroristen: Virenkapsel-Abschussfunktion! Zusammen mit einer Anthrax-Backmischung aus dem Micky Maus-Heft (“einfach 30 Minuten bei 60° in Mamas Ofen, aber hinterher gut aufwischen”) ergäben sich da ganz neue Möglichkeiten! Nicht auszudenken, welche Panik eine Gruppe von “Robo-Gangster Turbokampfschiffen” (Bestellnr. 4882) auf der Spree im Bundeskanzleramt auslösen könnte … Außerdem an dieser Stelle noch ein fun fact für Fußballfreunde, ich denke da besonders an den Herrn Mit-Blogger. Greuther Fürth, jahrelang beheimatet im Playmobil-Stadion, hat seine Spielstätte 2010 umbenannt. In “Trolli Arena”. Donnerstag, 7. Oktober 2010Die kleinen Dinge..."Monatlicher Abschlag: 40 Euro. Nachzahlung Okt. 2010: 150 Euro. Stromzähler-Schnapszahl: unbezahlbar." Sonntag, 26. September 2010Stermann und Grissemann haben keine LustFreitag Abend trat das Satiriker-/Kabarett-Duo Stermann & Grissemann im Festsaal Kreuzberg auf. Bekannt sind die beiden vor allem für eine Reihe von Sketchen, in denen sie in Volksempfänger-Stimmlage Nazi-Witze machen, z.B. über Cordoba, Kochen oder, siehe oben, Call-TV. Da heißt es dann: “Wir müssen diese Nuss rommeln”, “Jawohl, mein Rührer!” oder “Wollt ihr das totale Sieb?”. Letzteres ist auch der Titel der DVD zum Live-Programm, die Ästhetik der Plakate erinnert (zumindest mich) an Frau Riefenstahl. Live nehmen die Nazi-Witze allerdings nur einen kleinen Teil des Programms ein. Zumindest vorgestern bestand die erste Hälfte des Auftritts aus einem Prolog, in dem S. & G. in andere Rollen schlüpften und ihre Hauptfiguren für später “ankündigten”, um dann öfters aus den Rollen zu fallen und sich zum Schein über die Qualität ihres Spiels zu streiten. Der Großteil des Publikums fand das super, man könnte es auch als etwas langatmig bezeichnen. Spannend wurde es nach der Pause. Die Stars betraten die Bühne in ihren von Youtube bekannten “Altnazi”-Outfits. Einer strich sich den Seitenscheitel zurecht, der andere spuckte sich auf den eigenen (bereits bekleckerten) Pullunder -- ich weiß nicht, warum. Dann rief im Publikum jemand “Sieg H...”. Wegen des scheinbaren Erbrechens von G. war lautes Gelächter im Saal, niemand hörte genau hin. Der Mann im Publikum wiederholte seinen Ruf. Diesmal hatten es alle gehört. Als Grissemann nun sagte, er habe keine Lust mehr zu spielen, dachte ich erst, das ist gerechtfertigte Empörung. Der Zwischenrufer, dem Aussehen nach kein Rechtsextremer, werde sich für seinen geschmacklosen Ruf entschuldigen, die Show dann weitergehen. Auch Kabarettist S. sah das so und wollte seinen Kompagnon überreden. Der aber blieb stur und ließ die Requisiten abräumen. Es folgten noch 20 Minuten Lesung aus dem aktuellen Buch der beiden, dann gab es Applaus, dann explizit keine Zugabe und der Auftritt ging unter unbehaglichem Schweigen zu Ende (“Und jetzt gehen Sie im Gänsemarsch nach vorn und kaufen!”). Auf Nachfrage sagte G. noch auf der Bühne, das Zwischenrufer-“Schwein” möge “verrecken”, solch Verhalten sei unentschuldbar. Das Publikum allgemein sei aber total nett. Ehrlich gesagt bin ich immer noch ratlos, was für einen Schluss ich aus diesem Abend ziehen möchte. Man kann Grissemanns Reaktion konsequent nennen. Oder übertrieben und heuchlerisch angesichts einer Show, die sowieso auf Geschmacklosigkeiten und Provokation setzt. Ich habe mich sofort gefragt, wie wohl Serdar Somuncu reagiert hätte: Vermutlich irgendwie souveräner. Er ist, ehrlich gesagt, auch lustiger. Nachtrag: “Drei Nazi-Witze und ein Zwischenruf” wäre eigentlich die viel schönere Überschrift gewesen. Verflucht!
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