Freitag, 12. März 2010Facebook vs. StudiVZAnlässlich der CeBIT hat Clemens Riedl, Chef der VZnet-Gruppe (StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ), die Geschäftspolitik des Konkurrenten Facebook in Deutschland scharf kritisiert: Facebooks jüngster Wachstumsschub rühre einzig daher, dass das Netzwerk mit unfairem Spam um sich schleudere. Nichtmitglieder würden mit falschen Einladungen von Freunden und Bekannten auf Facebook gelockt: “Angeblich soll sogar meine Mutter dort sein! Doch sie ist nicht bei Facebook”, so Riedl. Die US-Plattform sei dabei, ein nach deutschen Maßstäben “illegales Schattennetzwerk” zu etablieren. “Das hat nichts mit Privacy oder Vertrauen zu tun – unter deutschem Datenschutz ist so etwas undenkbar.” Solche Äußerungen deuten nicht darauf hin, dass bei VZnet noch irgendjemand siegessicher ist, was den Wettbewerb mit Facebook angeht. Blicken wir einmal zurück: Ursprünglich haben die StudiVZ-Macher sich von Facebook inspirieren lassen (“Fakebook”, siehe hier und hier) und den deutschsprachigen Markt sehr erfolgreich besetzt. Holtzbrinck kaufte das Unternehmen für “deutlicher unter 100 Millionen”. VZnet ging durchgehend hart gegen “Nachahmer” vor und hatte das ein oder andere Problem mit dem Datenschutz. Schließlich kam Facebook nach Deutschland und holt seither rasend schnell auf. Bestandsaufnahme? Facebook ist gigantisch groß, hat die überlegene Technik und eine internationale Community, sodass jeder deutsche Student spätestens nach einem Erasmus-Semester dort landet. StudiVZ hat das Rennen um die Studenten in Deutschland verloren. Ein bisschen anekdotische Evidenz: 1) Viele in meinem Umfeld benutzen soziale Netzwerke als Mail-Ersatz. Über StudiVZ kommen aber fast nur noch sporadische Rundmails bei mir an, weil die Absender manchmal (z.B. auf Wohnungssuche) wirklich all ihre Bekannten erreichen wollen. Von den letzten zehn Personen, die mir bei StudiVZ geschrieben haben, wollten zwei das Löschen ihres Accounts vermelden (sie sind jetzt nur noch auf Facebook). Alltägliche Kommunikation funktioniert viel besser per FB, weil Nachrichten dort als “Threads” angezeigt werden und Gruppen sich einfacher absprechen können. Dazu kommt, dass Facebook im Gegensatz zu StudiVZ den Volltext der Nachrichten per E-Mail weiterleitet, sodass man schneller im Bilde ist. 2) Der Feed mit den Echtzeit-Nachrichten von allen Kontakten, wie ihn momentan nur Facebook anbietet, “macht süchtig” und führt zu relativ langen Verweildauern. Weder der “Buschfunk” noch die (meinen Voyeurismus befriedigenden) Fotoalben bei StudiVZ können da mithalten. Die Chatfunktion von Facebook bietet einen echten Mehrwert und hat das Potential, ICQ und Co. abzulösen. Vieles funktioniert bequemer und sieht besser aus, sodass die VZs altbacken wirken. 3) Apps bei Facebook: Sortiert in sechs Kategorien, plus sechs Kategorien für Spiele. Die Kategorie “Education” (mit den blöden Quiz-Dingern) allein listet 200 Einträge. StudiVZ: “Es gibt momentan 53 Apps.” Inklusive aller Spiele. Wer das alles überflüssig und nervig findet, hat nicht ganz unrecht. Trotzdem spielen über 100 Mio. Menschen regelmäßig auf FB, und Zynga Game Network, die Firma hinter Farmville und Mafia Wars, nimmt damit 300 Mio. Dollar pro Jahr ein. 4) Neue Bekannte, die ich nach meinem Umzug nach Berlin kennen gelernt habe, habe ich nur bei Facebook wiedergefunden. Nach den ersten paar Fehlversuchen habe ich es bei StudiVZ gar nicht mehr probiert. Das führt dazu, dass sich immer mehr Aktivität in das “neuere” Netz verlagert. 5) Wenn im Alltag jemand ein Social Network erwähnt, nennt er Facebook. Ich habe das letzte Mal im Jahr 2008 laut “StudiVZ” gesagt. Warten wir ab, wie sich die heute 15-jährigen entscheiden werden. An ihrer Stelle müsste ich nicht lange überlegen. (Das Bild oben basiert auf “pong” (CC) c0venant @ flickr) |
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@Mathis: kann deinem Artikel nur zustimmen.
Ich bin zwar skeptisch gegenüber monopol-anbiertern, aber Studivz missbraucht seine macht ja jetzt schon. Dann lieber Facebook.
Und entschuldige mal. Wenn man den Namen der Personen kennt die man sucht oder einen derer Freunde dann ist es im VZ recht einfach jemanden zu finden. Wenn dies nicht der Fall ist, dann sollte diese Person wohl auch lieber nicht gefunden werden.