Eben gerade habe ich beim Verlassen der Küche bemerkt, was für ein lustiges Paar eigentlich der langweilige Gouda auf der einen und die “würzige Jalapeño-Salami” auf der anderen Hälfte meines Abendbrotes sind.
Gegensätzlicher geht es kaum, habe ich gedacht.
Gegensätze scheinen generell anziehend zu wirken. Die meisten Leute, mit denen ich wirklich gut zurecht komme, sind eigentlich deutlich anders veranlagt als ich. Zum Beispiel sportlich oder sehr fleißig oder hibbelig. Andere sind zusätzlich einfach
klein.
Gegenprobe: Von einem einzigen Freund in der Grundschule habe ich mich irgendwann bewusst distanziert -- wir konnten beide schlecht verlieren, waren ehrgeizig und, nebenbei bemerkt, exakt gleich groß. Mit sportlicheren, extrovertierteren, kleineren, lauteren, lustigeren Leuten lief (und läuft) alles weiter wunderbar.
Das nennt man wohl
Küchenpsychologie.
(Ich bin nicht allein: Frédéric Valin vermisst vor lauter Gleichheit die politischen Gegner.)
Heute diskutierte ich mit einer jungen Dame, die in vielen Dingen andere Standpunkte vertritt als ich. Unter anderem waren wir uneins in Bezug auf die Frage, ob man nach dem Tode eines Menschen (unabhängig von religiösen Voraussetzungen) in eine Art geistigen Austausch treten könne, um sich möglicherweise Klärung zu verschaffen. Ich meinte, dass ein symbolisches Gegenüber sehr hilfreich sein könne, die junge Dame war der Ansicht, dass das keinesfalls ginge, der Mensch vis-à-vis sei immer unabdingbare Voraussetzung für eine sinnvolle Kommunikation. Ich wagte anzumerken, dass ein Großteil des verbalen Austausch zwischen Menschen darauf basiert, dass keinerlei Informations- oder gar Ideenaustausch stattfindet, vielmehr findet nur ein mehr oder weniger gleichzeitiges Artikulieren statt, so dass ein Gespräch mit einem Verstorbenen, dessen Gegenwart man sich vors geistige Auge ruft, ertragreicher sein kann. Ganz wollte sie sich nicht darauf einlassen. Abschließend kamen wir überein, dass die Vermittelbarkeit das entscheidende Moment sei, da mag, um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen, die Differenz die Würze sein, der es manchmal bedarf. Als Romantiker tausche ich mich beispielsweise meist lieber mit pragmatischen Liebespraktikern aus als mit anderen Romantikern, weil ich die Beweggründe der letzteren meist alle genau kenne und überwiegend langweilig finde.