Barack Obama, designierter Kandidat für das Amt des US-Präsidenten, ist gerade in Berlin und hat vor ein paar Minuten seine Rede beendet. Die war zwar im deutschen Fernsehen ungenießbar (n-tv und N24 hatten beide recht überforderte Simultanübersetzer), als Livestream im Netz aber durchaus beeindruckend. Wer die Ansprache verpasst hat und nicht (wie ein paar Leser dieses Blogs) vor Ort war, wird sicherlich bald auf YouTube fündig ...
Kurzfristig hängen geblieben ist bei mir:
- die Luftbrücke war eine prima Sache und alle freien Menschen sind Bürger Berlins
- wir brauchen eine neue Partnerschaft, um Extremismus und Terrorismus genau so zu besiegen wie früher Kommunismus
- das erfordert (in Bezug auf Afghanistan) Einsatz und Opferbereitschaft, auch von deutscher Seite
- wir sollten auf eine sichere Welt ohne Atomwaffen hinarbeiten (!)
- die USA haben tatsächlich nicht immer ihre eigenen moralischen Standards erfüllt
- ...sind aber trotzdem liebenswert, da in den USA alle Weltanschauungen Gehör finden
- wir müssen uns überall auf der Erde für Menschenrechte einsetzen
- alle demokratischen (?) Staaten müssen ein leuchtendes Beispiel vorleben für den Rest der Welt
- wir alle sind “Erben eines Kampfes für die Freiheit”
Wirklich überrascht hat mich die kurze Passage zu Atomwaffen, da ich nukleare Abrüstung bisher nicht als Wahlkampf-Thema auf dem Schirm hatte. Vielleicht ein Zugeständnis an uns Deutsche?
Abgesehen davon gab es eine rhetorisch sehr ansprechende Rede (“our moment”, “people of Berlin”, “heirs to a struggle for freedom”) mit genau dem Grad Pathos, der gerade noch kein Kopfschütteln, aber schon eine gewisse Rührung erzeugt.
Vom Siegerlächeln mal ganz abgesehen*.
* Klaus Wowereit: “Ein sehr charmanter und zielstrebiger Mann.”
ich fand, dass er irgendwie arrogant wirkte - und mal so gar nicht sympathisch. Rhetorisch mag das ja gut gewesen sein, aber es war dann doch eher inhaltsarm. Solche tollen Ziele hätte ich als Präsidentschaftskandidat vielleicht auch, aber wie soll das denn verwirklicht werden (können). (Ich gebe zu, es war nicht Sinn der Rede auf konkrete Maßnahmen einzugehen, aber er wirkte dadurch sehr unbestimmt)
Andererseits: Wer einen Popstar erwartet und wie jemanden wie einen Popstar empfängt, soll auch einen Popstar bekommen ...