Während die Schweden es
mit der Anonymisierung sehr genau nehmen, sind die Mitarbeiter der
Bild etwas freier im Umgang mit Informationen. Nicht überraschend, aber doch immer wieder unschön.
Die Online-Ausgabe berichtet über
Kevin H. Der soll als Kurier an einem Kokain-Handel beteiligt gewesen sein. Die Überschrift:
Polizei verhaftet Bundesliga-Profi
Darunter ist Kevin H. abgebildet, im Trikot von Hansa Rostock, mit dem bekannten schwarzen Balken über den Augen. Fußballfans dürften am Jersey erkennen, dass es ein älteres Foto ist. Kein Wunder, denn Kevin H. ist nämlich nicht mehr aktiv, ein “Ex-Bundesligaprofi”. Das erfährt der Leser aber erst im zweiten Satz.
Und wenige Zeilen später breitet dann
Bild die Karriere des Verdächtigen aus:
Das Ende einer hoffnungsvollen Karriere: Kevin H. spielte in der Saison 2001/02 bei Hansa Rostock, erzielte gegen Bayern München sein erstes Bundesliga-Tor. Später verpflichtete ihn Zweitligist FC Erzgebirge Aue. Schließlich stoppte eine Knieverletzung seine Profilaufbahn.
Wer nicht über enzyklopädisches Fußballwissen verfügt,* dürfte an dieser Stelle zwar noch nicht wissen, wer gemeint ist, aber spätestens eine Abfrage einer Datenbank wie
fussballdaten.de führt zum Ergebnis. (Sowie zu der Erkenntnis, dass Kevin H. nicht nur “in der Saison 2001/02 bei Hansa Rostock”, sondern bis zu seinem Wechsel nach Aue zur Saison 07/08 in Rostock unter Vertrag stand.) Und
bild.de macht es noch einfacher:
Ex-Bundesliga-Profi Kevin H. kickte zuletzt in der Hamburger Landesliga für den FC Hamm United. Dienstag Abend hätte er eigentlich mit seiner Mannschaft im Pokal in Harburg spielen müssen. Doch das Trikot mit der Nr. 14 blieb im Schrank.
Eine einfache google-Suche führt zur Homepage des aktuellen Vereins, der Kader ist ordentlich nach Rückennummern sortiert. Zeitaufwand: gefühlte drei Sekunden. Da kann sich bild.de das Anonymisieren eigentlich auch sparen.
*Da einigen Lesern meine Fußballaffinität bekannt ist: Ja, ich hatte bereits an dieser Stelle eine Vermutung, welcher ehemalige Spieler es sein könnte. Und ja, meine Vermutung war richtig.