Manchmal zeigen sich die Schattenseiten der modernen Technik in ihrer ganzen, unwiderruflichen Härte. Heute war so ein Tag.
Für ein Referat (liebe V., das wird sicher toll!) hatte ich mir überlegt, auf eine Rollkarte zurückzugreifen. Ich meine diese leicht müffeligen, unhandlichen Dinger, die es in jeder Schule gibt und die immer irgendein armer Trottel der energischen Geographie-Lehrerin hinterhertragen musste. Jedenfalls erreichte ich nach einigen Umwegen* den zuständigen Mann vom
Geographischen Institut der Uni Bremen. Den Hüter des heiligen Kartenarchivs.
Um es kurz zu machen: Meinem Wunsch nach einer halbwegs aktuellen Abbildung des Nahen Ostens / Vorderen Orients konnte nicht entsprochen werden. Die Uni scheint keinerlei Karten zu besitzen, die
nicht aus DDR-Produktion der frühen 50er stammen. Dieser bedauernswerte Zustand ist dadurch zu erklären, dass heutzutage immer ein neuer Beamer angeschafft wird, wenn mal ein paar Hundert Euro
erbettelt zusammengespart sind. Um nun also gleichzeitig meine Präsentation und eine Landkarte vorführen zu können, solle ich doch bitte zwei Projektoren benutzen.
In ein paar Jahren, wenn die letzten Produkte des VEB aus Gotha zu Staub zerfallen sind, werden wir uns voller Wehmut an ihren wohlig-muffigen Geruch erinnern!
* u.a. habe ich ein paar Minuten im Büro einer Sekretären gewartet, die sich telefonisch über das laute Sexualleben ihrer Nachbarn empörte. Herrliche Minuten!