Die USA sind dafür bekannt, in Sachen religiöser Freiheit überaus tolerant und rücksichtsvoll zu sein. Welch Konflikte dadurch entstehen können, demonstriert der Streit um die
Weihnachtskarten des Weißen Hauses vor drei Jahren.
Was aber Feiertage angeht sind sich alle einig: gefeiert wird, egal welche Religion. Das gehört auch zu den Codes of Conduct meiner Universität. Jeder Student hat das Recht,
Feiertage seiner Religion frei zu nehmen. Wie ich ausgerechnet heute darauf komme? Für alle, die es nicht wissen: heute ist Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest (also heute meiner Zeit, sprich Dienstag, nicht Mittwoch, also gestern für Deutschland. Ach, ihr wisst schon, was ich meine. Dumme Zeitverschiebung!). Deswegen hat meine Roommate heute morgen auch noch geschlafen, als ich mich auf den Weg zur Arbeit gemacht habe. Ihr Professor ist Jude und hat deswegen heute frei, somit auch seine ganze Klasse.
Meine andere Roommate sieht das ganz praktisch. Man könnte doch je nach Belieben die Religion wechseln und somit alle Feiertage mitnehmen. Da sie zu keiner hier anerkannten Religion gehört (sie stammt aus Afrika), hat sie beschlossen, mal jüdisch, mal christlich, mal muslimisch und wenn’s ihr passt auch hinduistisch zu sein. Fest eingeplant ist zumindest schon mal
Simchat Torah.
Vielleicht sollte ich mir ein gutes Beispiel an ihr nehmen. Wozu bin ich eigentlich gläubige Katholikin und darf mir deswegen die dümmsten Sprüche anhören? Hier könnte ich das mal zu meinem Vorteil nutzen. Der Umzug nach Bremen hat mich ja schon um genug Feiertage gebracht.
Zu dumm nur, dass die einzigen Feiertage, die für mich in Frage kommen (Allerheiligen und Allerseelen), auf einen Samstag und Sonntag fallen. Herrgott!