Samstag, 13. September 2008Good „Old Europe“
Seit nun genau 4 Wochen bin ich in den USA. Da ist das erste Heimweh zwar überwunden, aber so ein stetiges, nagendes Gefühl, dass man Deutschland vermisst, bleibt. Höchste Zeit also eines der besten Restaurants DCs zu besuchen: das Old Europe.
Seit nun 50 Jahren gibt es das Old Europe schon in Amerikas Hauptstadt. Es behauptet von sich, authentisch deutsche Küche zu haben. Der Blick auf das Menü im Internet ist vielversprechend: Schnitzel, Bratwurst, Wurstsalat, Schwarzwälder Kirschtorte, Apfelstrudel. Das klingt für mich momentan wie der Himmel auf Erden. Keine Pizza oder Burger, keine Fries und erst recht kein Budwiser (vermutlich auch noch light!). Die Vorfreude steht allen ins Gesicht geschrieben, als ich mich am Freitag Abend mit 6 anderen Deutschen, sowie einer Französin und 3 Amerikanern auf nach Georgetown mache. Im Restaurant werde wir gleich mal einem „Guten Abend“ begrüßt. Das Ambiente ist rustikal-gemütlich. Lauter Ölgemälde hängen an der Wand, die Wappen vieler europäischer Länder, sowie die Wappen einiger deutscher Städte (darunter auch, sehr zu meiner Freude, Bremen!) verzieren die Wände und die Decke. Die üblichen Geweihe und die Kuckucksuhr hatten wir ja schon erwartet. Die Auswahl des Essens fällt schwer. Wiener Schnitzel oder Sauerbraten? Letztendlich entscheide ich mich für ein Jägerschnitzel mit Spätzle. Das Essen ist einfach super! Bei den Spätzle gibt es einen leichten Abzug in der B-Note, sind es doch bayrische Spätzle. Nicht, dass irgendwer außer einem Schwaben diesen Unterschied zu schätzen weiß. Aber dafür, dass ich Tausende von Meilen weg von Deutschland bin, ist es einfach fantastisch. Der Apfelstrudel zum Nachtisch ist die absolute Krönung. Auch die Herren der Schöpfung sind begeistert. Endlich gibt es mal wieder ein richtiges Weizen im stilechten Glas, ein Bitburger oder ein dunkles Köstritzer. Sonst hat man eher die Auswahl zwischen Bud, Bud light und Heineken. Da ist das doch eine wirkliche Abwechslung. Es sind noch gut drei Monate, bis ich wieder nach Good old Germany komme. Das Old Europe werden wir bis dahin wohl noch das ein oder andere mal besuchen. Samstag, 6. September 2008What really matters in politics...
Manchmal sind es die wirklich unwichtigen und nebensächlichen Dinge, die einem bei großen politischen Ereignissen im Kopf bleiben.
Wie zum Beispiel Piper Palin, jüngste Tochter der Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin Sahrah Palin, während der Rede ihrer Mutter auf der National Convention der Republikaner vor zwei Tagen. Einen herrlichen Kommentar von CNN gibt es auch dazu: Ein ausführlicher Kommentar zu den beiden Parteitagen folgt. Sonntag, 31. August 2008Metro-Stories
Während die beiden Herrn Blogger sich die nächsten Tage im Urlaub befinden (Nein, das klingt jetzt nicht nach Neid!), hat bei mir in Washington die Uni schon wieder angefangen und nächste Woche geht auch das Praktikum los.
Da mein Praktikumsbüro am Dupont Circle ist und ich mit meiner Klasse verschiedenste Gastredner in ganz Washington höre, bin ich eigentlich immer unterwegs. Das Hauptfortbewegungsmittel in der amerikanischen Hauptstadt ist die Metro. Man kann gar nicht glauben, wie antiquiert das U-Bahn-System hier ist. Es gibt insgesamt nur 5 Linien durch die ganze Stadt und manche Stadtteile, wie zum Beispiel Georgetown, werden von der Metro gar nicht erreicht. Ebenso gibt es keine Studententickets, Wochenkarten oder sonstige Vergünstigungen. Die größte Revolution ist die SmartripCard, mit der man sich das lästige Zahlen mit Kleingeld spart. In den Bahnen selbst herrschen strenge Regeln. Essen und Trinken ist in der Metro gesetzlich verboten, ebenso laut Musik hören oder Müll zu hinterlassen. Die Haltestellen werden noch persönlich vom Fahrer durchgesagt. Pech nur, dass man die meistens schlecht versteht. Am interessantesten in der Metro sind jedoch die mitfahrenden Menschen. Zum Beispiel der kleine Junge, den ich gestern auf meinem Weg nach Eastern Market in der Bahn gesehen habe. Ein kleiner, dicker, amerikanischer Junge saß in der Bankreihe neben mir. Die Fahrt vertrieb er sich damit, ein Buch zu lesen. Prinzipiell ist das ja gar nicht verwerflich. Wenn es jedoch ein Buch über Waffen ist und er sich mit Begeisterung gerade Maschienengewehre anschaut, dann beschleicht mich doch das ein oder andere Angstgefühl. Wirklich seltsam fand ich dann auch seine Selbstgespräche. Aber was mir richtig Angst macht ist, dass genau der selbe Junge mit genau dem selben Buch heute am Arlington Cemetery wieder in die Bahn eingestiegen ist, als ich auf dem Weg nach Pentagon City war. So klein kann diese Stadt gar nicht sein! Vielleicht sollte ich in Zukunft einfach laufen, die Metro ist eh viel zu teuer. Donnerstag, 28. August 2008Dress for Success
Die weibliche Leserschaft wird dieses Problem kennen: morgens steht man ewig lang vor seinem Kleiderschrank und fragt sich was zum Teufel man heute wieder anziehen soll. Während meiner Zeit in Bremen lies sich diese Frage recht schnell beantworten: Jeans, T-shirt oder Pulli, flache oder hohe Schuhe, alles je nach Lust, Laune und Verfügbarkeit im Schrank.
In Washington sieht das Ganze aber etwas anders aus. Diese Stadt wird von Dress Codes regiert. Es wird unterschieden zwischen Casual, Business casual und Business formal. Zusammen mit meinem Stundenplan habe ich auch die Kleiderregeln bekommen. Meine lecture heute Mittag darf ich in Casual absolvieren, auf dem Empfang bei einem amerikanischen Botschafter nächste Woche sollten wir bitte in Business formal erscheinen. Für Männer ist es relativ einfach. Business casual bedeutet ein Hemd ohne Krawatte, Business formal dann bitte mit Krawatte und eventuell auch Jackett. Für die Dame von Welt dagegen ist das Alles etwas komplexer. Rock ist nicht gleich Rock. Sie sollten am Besten schwarz und nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang sein. Natürlich sind Hosen auch möglich. Dazu eine Bluse oder ein anderes schlichtes, schickes Oberteil. Schuhe sollten prinzipiell etwas Absatz haben, aber auch nicht zu viel, man geht schließlich nicht in einen Club. Am Besten hat man noch den ein oder anderen Hosenanzug dabei. Wenn man sich dann im Business-Outfit auf nach Downtown macht, dann fällt man nicht mal großartig auf. Alle sind hier diesen Kleiderregeln unterworfen. Ein komisches Gefühl ist es trotzdem, wenn man morgens durch die Residence Hall (mein Studentenwohnheim) läuft und einem die fellow students in Anzug und Kleidchen entgegenkommen. Man kommt sich eher vor, als wäre man in einem englischen Eliteinternat gelandet, als an einer amerikanischen Uni. Da ich nun fast jeden Tag zumindest in Business Casual erscheinen muss, sind die Kleidungsstücke, die ich aus Deutschland mitgebracht habe nicht wirklich ausreichend. Aber Gott sei dank ist der Dollar schwach, meine Kreditkarte mit einem hohen Kreditrahmen ausgestattet und die ein oder andere Mall in DC kenne ich auch schon. Montag, 25. August 2008Keeping the faith – Glauben ist alles?
Wer dachte, das Christival in Bremen sei eine höchst suspekte Veranstaltung gewesen, der kennt The Call nicht. An meinem ersten richtigen Abend in Washington D.C. wurde ich gleich mal mit einer Seite der USA konfrontiert, die den meisten Europäer wohl äußerst fremd sein dürfte.
Bei The Call handelt es sich um ein konservativ christliches Event, dass das erste mal vor 11 Jahren in Washington D.C. stattfand. Dabei wird 12 Stunden lang gebetet, gepredigt und gesungen. 12 Stunden!! Man hörte es dem Hauptprediger auch deutlich an, dass er bereits hunderte Male zum Gebet aufgerufen haben muss. In Mitten dieser riesigen Menge, die sich auf der Mall (dem riesigen Platz vor dem US-Capitol) versammelt hatte, standen wir vier Deutschen. Man kommt sich vor wie ein Spion, der seine Sache äußerst schlecht macht, wenn alle anderen um einen herum die Hände zum Himmel recken und nach Jesus rufen, während man selbst mit verschränkten Armen und kritischem Blick zusieht. Vertreten sind dort allerdings nicht die üblichen Verdächtigen. Das Alter und die Herkunft der Teilnehmer ist so unglaublich verschieden. Auf der einen Seite singen und tanzen Mädchen in meinem Alter, auf der anderen Seite knien 40- jährige Männer betend auf dem Boden. Alles ist unwirklich friedlich. Auf Aufforderung des Predigers auf der Bühne, nehmen sich alle an den Händen oder umarmen sich. Die typischen Themen durften bei dieser Veranstaltung natürlich auch nicht fehlen. Die Pro-Life Bewegung war durch die roten Aufkleber, die viele auf ihrem T-Shirt trugen, nicht zu übersehen. Homosexualität wurde als Sünde gebrandmarkt und man betete gemeinschaftlich für die Umkehr der Sünder. Ganz ohne Geld funktioniert dieses Riesenspektakel auch nicht. Eine Stunde vor Ende der Veranstaltung werden die Gläubigen dazu aufgerufen, Geld zu spenden. Praktischerweise liefen dafür auch gleich Leute mit Briefumschlägen durch die Gegend, die man bei Verlassen des Geländes abgeben konnte. Für den ersten gemeinsamen Abend war das natürlich eine äußerst schwierige Diskussionsbasis und wir mussten wie sooft übereinkommen, dass man über Glauben nur schwer streiten kann. Persönlich sehe ich das ganze aber kritisch. Auch als gläubige Katholikin (ich oute mich hier wahrscheinlich nur für wenige) war mir diese Veranstaltung sehr suspekt. Ich finde es immer äußerst bedenklich, wenn Menschen ohne Verstand glauben, Prediger und Kirche nicht auch kritisch hinterfragen. Solch Massenbewegungen sind Europäern aus historischer Erfahrung heraus wohl generell eher befremdlich. Das nächste Mal wird The Call in Californien zu Gast sein. Das ist einer der ganz wenigen Bundesstaaten, in denen Homosexuelle heiraten dürfen. Für The Call natürlich ein Grund zu handeln. Wer sich den Trailer zu diesem Massengebet anschauen will, findet ihn hier. Der Abend hat mir allerdings auch zwei Erkenntnisse gebracht: 1. Als Spion bin ich denkbar untauglich. 2. Meine Hausarbeit über die Abtreibungspille ist immer noch nicht fertig... Dienstag, 19. August 2008Welcome!
Um gefühlt 2 Uhr morgens setzte ich endlich den ersten Fuß auf amerikanischen Boden. Aber allein das, heißt noch lange nicht, dass ich auch wirklich ins Land darf. Das Visum ist im Pass, meine Fingerabdrücke sind wahrscheinlich mittlerweile in hundert verschiedenen Datenbanken, ebenso wie mein Foto, und der Homeland Security habe ich auch erlaubt jeden meiner Schritte in den USA zu überwachen (und das hat mich auch nur §100 gekostet. Schnäppchen!)
Schon im Flieger haben wir weitere Einreisedokumente bekommen. Diesmal wollen sie wissen, wo ich wohne und natürlich auch, ob ich Lebensmittel ins Land bringe. Auf dem 8-stündigen Flug von Paris nach Washington bin ich unentschieden, ob ich den Amis sagen soll, dass ich drei Tafeln Ritter Sport Schokolade eingepackt habe. An der Grenze entscheide ich mich kurzfristig für ein Nein. Nein, ich habe auch keine Erde oder Zellkulturen im Gepäck und nein, das Käsesandwich, dass ich auf dem Flug habe mitgehen lassen, geht euch auch nichts an. Während ich in einer schier endlosen Warteschlange stehe, läuft auf vielen Monitoren das wunderbare „Welcome“- Video, dass ich schon zu genüge bei meinem adrenalinträchtigen Aufenthalt in der amerikanischen Visa-Stelle in Berlin gesehen habe. Mit großem Pathos und würdevoller Musik wird man von einem Amerikaner nach dem anderen mit einem „Welcome“ begrüßt. Die Wartezeit verkürzt das allerdings gar nicht. Mein CBP-Officer hat wohl auch keine rechte Lust mehr. Gähnend nimmt er mich in Empfang und freut sich, dass ich aus Deutschland komme. Seine Oma kommt nämlich aus Aachen!!! Aha! Als er einen Blick auf meine Uni-Dokumente wirft, kommt was kommen muss. International Relations and Affairs. „Soll ich einen Tipp geben? Wir Amerikaner sind nicht ganz so begeistert von Obama wie ihr Deutschen!“ Ähm, danke. Ob das stimmt, wird sich ja in den nächsten Monaten zeigen. Mit einem letzen abstempeln und einem „There you go!“ bin ich entlassen. Ich schnappe meine Koffer und renne schon fast durch die Zollkontrollen. Nichts wie raus aus dem Flughafen und dann habe ich es geschafft: Welcome to the United States! Montag, 18. August 2008Gastbeiträge USAIch begrüße die mir auch in natura sehr sympathische Gast-Bloggerin Sonja, die das erlauchte Publikum in den nächsten Monaten mit Beiträgen zum Leben in Washington, D.C. versorgen wird. Have fun! (Hey, wenn du deiner Familie noch bescheid sagst, verzehnfacht sich unser Leserkreis!)
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